Kaum eine Ackerkultur vereint so viel Züchtungsfortschritt und Produktivität wie der Mais. Als Sommerung und Blattfrucht bereichert er unsere Fruchtfolgen nachhaltig. Auch wenn mittelfristig ein Rückgang von Maisflächen für die Biogaserzeugung droht, bleibt die Kultur für Veredelungsbetriebe eine wichtige Grundfutterquelle. Die Nutzung als Körnermais bedient eine Nachfrage nach dieser stärkereichen Marktfrucht über die Futterproduktion hinaus und trägt zusätzlich zur Verbesserung der Humusbilanz auf dem Betrieb bei. Kurzum: mit 2,45 Mio. ha Anbaufläche in Deutschland ist und bleibt der Mais nach dem Weizen die wichtigste Ackerkultur.
Entscheidend für Ihren wirtschaftlichen Erfolg im Maisanbau ist unter anderem die Sortenwahl. Genau darum dreht sich unser Fachbeitrag: Wir möchten Ihnen praxisnahe Empfehlungen geben, wie Sie die passende Maissorte für Ihre Nutzungsrichtung und Ihren Standort auswählen und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Saison 2026 legen.
Die Sortenwahl
Im modernen Maisanbau beeinflusst die Wahl der richtigen Sorte maßgeblich den späteren Ertrag und die Qualität der Ernte. Anders als bei Kulturen, die stark durch Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen gesteuert werden, ist der Mais in besonderer Hinsicht auf seine genetischen Eigenschaften angewiesen.
Jede Nutzungsrichtung stellt unterschiedliche Anforderungen an die Pflanze: Während beim Silomais hohe Massebildung und gute Restpflanzenverdaulichkeit im Vordergrund stehen, sind beim Körnermais Kornertrag und Trocknungseigenschaften entscheidend. Die Sortenwahl muss diese Anforderungen gezielt bedienen.
Kurz gesagt: Im Maisanbau ist die Sortenwahl kein Nebenaspekt, sondern eine strategische Entscheidung. Wer hier sorgfältig auswählt, legt den Grundstein für einen stabilen und erfolgreichen Anbau. Im Folgenden stellen wir Ihnen alle wichtigen Kriterien vor, die bei der Sortenwahl im Maisanbau maßgeblich:
1. Nutzungsrichtung
Ein zentrales Kriterium ist die Nutzungsrichtung. Wer Mais als Silomais für die Fütterung nutzt, sollte Sorten wählen, die hohe Trockenmasseerträge und eine gute Verdaulichkeit bieten – ideal für Milchviehbetriebe, die auf energiereiches Futter angewiesen sind. Für Körnermais sind Sorten mit schneller Abreife und niedriger Kornfeuchte zur Ernte sinnvoll, da sie Trocknungskosten sparen und sich gut lagern lassen (wird durch Trocknung erreicht, im Endeffekt bessere Wirtschaftlichkeit durch geringere Trocknungskosten). In der Biogasproduktion zählt vor allem die Biomasseleistung und die Gärqualität. Hier sind Sorten mit hohem Stärkegehalt und guter Methanausbeute gefragt.
2. Reifezahl
Die Reifezahl (FAO-Zahl) gibt an, wie viel Vegetationszeit eine Sorte bis zur Ernte bzw. Abreife benötigt. In kühleren Regionen oder bei kurzen Vegetationsperioden sind frühreife Sorten (<S 220) sinnvoll, da sie rechtzeitig abreifen und weniger Risiko bei Herbstnässe oder frühen Frösten bieten. In wärmeren Lagen oder bei später Ernte können spätreife Sorten (>S 260) höhere Erträge generieren. Ein Landwirt in Oberbayern mit gutem Boden und langer Vegetationszeit kann also beispielsweise eine spätere Sorte wählen, während im Voralpenland oder in Norddeutschland tendenziell frühe Sorten gefragt sind.
3. Ertragsleistung
Die Ertragsleistung beschreibt die Fähigkeit einer Maissorte, unter gegebenen Standort- und Anbaubedingungen möglichst hohe Trockenmasse- oder Kornerträge zu erzielen. Sie können sich dabei häufig an den Ergebnissen offizieller Sortenversuche orientieren z. B. den LSV-Ergebnissen, in denen die Ertragsleistung unter verschiedenen Umweltbedingungen getestet wird. Dabei spielen auch Umweltstabilität und Anpassungsfähigkeit der Sorte eine Rolle – also wie konstant die Erträge über mehrere Jahre und Standorte hinweg ausfallen.
4. Standfestigkeit
Ein oft unterschätzter Punkt ist die Standfestigkeit. Gerade bei Körnermais kann Lager zu erheblichen Ernteverlusten führen. Sorten mit stabilen Stängeln und guter Wurzelverankerung sind hier im Vorteil. Wer auf schweren Böden oder in windanfälligen Lagen anbaut, sollte Sorten mit hoher Standfestigkeit bevorzugen. Auch bei Biogasmais, der oft spät geerntet wird, ist eine gute Standfestigkeit wichtig, um Ertragsverluste durch Umknicken zu vermeiden.
5. Kältetoleranz in der Jugend
Die Kältetoleranz in der Jugendentwicklung ist besonders für frühe Aussaaten oder Standorte mit kühler Frühjahrswitterung relevant. Sorten mit guter Kältetoleranz keimen und wachsen auch bei niedrigen Temperaturen zuverlässig, was zu gleichmäßigen Beständen und besserer Konkurrenzfähigkeit gegenüber Unkraut führt. In Höhenlagen oder bei frühen Saatterminen kann diese Eigenschaft entscheidend sein – etwa bei Betrieben, die möglichst früh säen wollen, um die Vegetationszeit voll auszunutzen.
6. Resistenz gegen Wurzel- und Stängelfäule
Schließlich spielt die Resistenz gegen Wurzel- und Stängelfäule eine wichtige Rolle, besonders bei intensiver Maisnutzung und engen Fruchtfolgen. Sie sind bei Mais weit verbreitete Krankheiten, die durch verschiedene bodenbürtige Pilze verursacht werden – vor allem durch Arten der Gattung Fusarium, aber auch durch Pythium, Rhizoctonia, Microdochium und andere. Die Erreger überwintern auf Pflanzenresten im Boden. Die Infektion erfolgt meist über die Wurzeln oder durch Verletzungen an der Stängelbasis.
Unsere frühen Sorten (< S 220)
Frühe Maissorten werden überwiegend in den nördlichen Regionen Deutschlands sowie in höheren Lagen angebaut. Sie eignen sich auch besonders gut als Zweitfrucht, beispielsweise nach Getreide-GPS oder Ackergras. Aufgrund ihrer schnellen Reife sind Sorten aus diesem Segment ideal für solche Einsatzbereiche. Hier kommen Sie zum vollständigen frühen Mais-Sortiment.