Rapsherbizide: Eigenschaften der Wirkstoffe

Informieren Sie sich über die Eigenschaften der einzelnen Wirkstoffe für den Herbizideinsatz im Raps. Wir haben Ihnen übersichtlich Eigenschaften, Wirkungsspektrum, Anwendung, Verträglichkeit und Umwelt / Auflagen aufgelistet.


Clomazone (beispielsweise Gamit 36 AMT, Clomazone 360 CS ...)

Eigenschaften: Clomazone wirkt vor allem über den Boden. Der Wirkstoff wird von den Unkräutern vor allem über die Wurzel und zum Teil auch den Spross über die grünen Pflanzenteile aufgenommen. In den Pflanzenzellen hemmt Clomazone die Bildung von Chlorophyll und Carotinoiden. Es kommt zu einer Ausbleichung der Blätter und zur Hemmung des Keimlingswachstums (HRAC Gruppe: F3).
Wirkungsspektrum: Die Wirkung von Clomazone Produkten richtet sich vor allem gegen Wegrauke, Hirtentäschel und Ackerhellerkraut, Vogelmiere und Klette werden ebenfalls gut mit erfasst. Gerade in engen Rapsfruchtfolgen, wo Kreuzblütler zu den wichtigen Unkräutern gehören, ist Clomazone ein wichtiger Baustein in der Strategie.
Anwendung: Die Anwendung erfolgt immer im Vorauflauf.
Verträglichkeit: Der Raps selber kann unter ungünstigen Bedingungen auch kurzzeitig mit Ausbleichen reagieren, es ist aber nicht mit nachhaltigen Schäden und Ertragsminderungen zu rechnen.
Umwelt/Auflagen:
  • Die Fahrgeschwindigkeit sollte maximal 7,5 km/h betragen.
  • Es sollten mindestens 300 l/ha Wasser zugefügt werden.
  • Bei Temperaturen über 20 °C sollte nur nachts gefahren werden.
  • Bei Temperaturen über 25°C keine Anwendung.
  • Beachten Sie den Abstand zu Allgemeinflächen, der bei vielen Clomazone Produkten 50 m beträgt (NT 155). Bei einigen mikroverkapselten Produkten sogar 20 m (NT 154 -> Gamit 36 AMT, Centium 36 CS), aber dann auch nur bei Soloanwendung.
  • Aktuelle Witterungsbedingungen für den Einsatz von Clomazone 360 CS finden Sie hier: https://www.dwd.de/DE/leistungen/clomazone/clomazone.html

 

Metazachlor (beispielsweise Fuego, Butisan ...)

Eigenschaften: Ein wichtiger herbizider Baustein im Raps ist Metazachlor. Nicht nur durch seine breite Wirkung gegen Unkräuter, sondern auch als Resistenzbaustein gegen Ackerfuchsschwanz. Metazachlor gehört zu den Chloracetamiden. Die Aufnahme des Wirkstoffes erfolgt über die Wurzeln und das Hypokotyl. Die Wirkung beruht auf der Hemmung der Zellteilung (HRAC: K3). 
Wirkungsspektrum: Ackerfuchsschwanz, Kamille, Vogelmiere, Taubnessel, Vergissmeinnicht, Ehrenpreis
Anwendung: Bodenfeuchte ist eine Voraussetzung für eine sichere Wirkung, ebenso wie die frühe Anwendung möglichst im Vorauflauf. Anwendungen im Nachauflauf sind aber ebenfalls möglich, meist in Kombination mit anderen Wirkstoffen.
Verträglichkeit: Bei Einwaschung von Metazachlor in die Keimzone des Rapses kann es zu Wachstumsdepressionen am auflaufenden Raps kommen. Wenn möglich, sollten Anwendung vor Starkniederschlägen vermieden werden.
Umwelt/Auflagen: Da Metazachlor bzw. seine Metaboliten wegen wiederholter Funde im Grundwasser in der Kritik stehen, sollte die Aufwandmenge möglichst nicht über 500 g Metazachlor pro Hekatr liegen, vor allem auf leichteren, wasserdurchlässigen Standorten. Lediglich auf schweren Standorten sind 750 g/l Metazachlor pro Hektar für eine gute Ackerfuchsschwanzwirkung zu empfehlen. Die frühe Anwendung im Vorauflauf sichert die Wirkung ab.

 

Dimethenamid-P (in Butisan Kombi)

Eigenschaften: Der bodenwirksame Wirkstoff Dimethanamid-P gehört wie Metazachlor zu den Chloracetamiden. Die Aufnahme erfolgt fast ausschließlich über die Wurzelspitzen und die Koleoptile. 
Wirkungsspektrum: Kamille, Taubnessel, Ehrenpreis und Storchschnabelarten
Im Vorauflauf werden auch Hirtentäschel und Besenrauke erfasst. 
Anwendung: Auch bei Dimethanamid-P ist eine gute Bodenfeuchtigkeit entscheidend für die Wirkung. Die Stärke von Dimethanamid-P im Vorauflauf liegt in der Bekämpfung von Storchschnabel.
Verträglichkeit: Bei zu starken Niederschlägen und auf leichteren Böden kann es zu Wachstumsdepressionen am Raps kommen.

 

Quinmerac (in Butisan Top / Fuego Top oder Butisan Gold)

Eigenschaften: Quinmerac wirkt sowohl über die Wurzel als auch über die Blätter der Unkräuter. Der Wirkstoff gehört zu den synthetischen Auxinen (HRAC: O). Die Bildung des Phytohormons Ethylen wird gefördert, dadurch kommt es zu einer Anreicherung von Absiscinsäure im Pflanzengewebe und nachfolgend zu Pflanzendeformationen, Hemmung der Transpiration, des Zellwachstums und zum Absterben von Pflanzenzellen.
Wirkungsspektrum: Klette, Wilde Möhre, Schierling, Hundskerbel und Hundspetersilie. 
Anwendung: Die Anwendung kann im Vor- und Nachauflauf erfolgen. Qunimerac ist in verschiedenen Kombinationspräparaten enthalten und ein wichtiger Baustein auf Flächen, wo Probleme mit Korbblütlern wie der gefleckte Schierling oder Hundskerbel zunehmen.
Verträglichkeit: Quinmerac ist im Raps gut verträglich. 

 

Pendimethalin (Stomp Aqua)

Eigenschaften: Pendimethalin als Bodenwirkstoff gehört zur HRAC Gruppe K1. Die Wirkung beruht auf der Hemmung von Mikrotubuli, dadurch wird die Zellteilung und Zellstreckung gestört.
Wirkungsspektrum: Ochsenzunge / Krummhals, Klatschmohn
Anwendung: Im Vroauflauf eingesetzt, wirkt Stomp Aqua im Raps mit 0,5 – 1,0 l/ha sehr gut gegen Ochenszunge. Alternativ zur Anwendung im Vorauflauf kann Stomp Aqua auch im Spätherbst frühestens ab 6-Blatt-Stadium mit 2,0 l/ha eingesetzt werden.
Verträglichkeit: Im Vorauflauf kann es zu Schäden im Raps kommen, wenn durch Starkniederschläge nach der Anwendung Wirkstoff in die Keimzone des Rapses eingewaschen wird. Grundsätzlich sollte der Einsatz von Stomp Aqua nur dann erfolgen, wenn sich der Raps nicht im aktiven Wachstum befindet (Vorauflauf oder Spätherbst nach Vegetationsende), da ansonsten Schäden an der Kultur nicht auszuschließen sind.
Umwelt/Auflagen:

Der Wirkstoff Pendimethalin neigt bei der Ausbringung zu Abdrift auf benachbarte Flächen, so dass für Produkte mit diesem Wirkstoff strenge Auflagen gelten:

  • mind. 300 l/ha Wasser
  • max. 7,5 km/h
  • max. 3 m/s Windgeschwindigkeit

 

Bifenox (Fox OS)

Eigenschaften: Der Wirkstoff Bifenox wirkt, ähnlich einem Kontaktherbizid, über die jungen Sproßteile und zerstört dort die Zellmembranen der Unkrautpflanzen. Die Wirkung wird durch hohe Lichtintensität und Stoffwechselaktivität verstärkt. 
Wirkungsspektrum: Rauken, Hirtentäschel, Hellerkraut, Ochsenzunge / Ackerkrummhals, Stiefmütterchen, Taubnessel, Ehrenpreis
Nebenwirkung auf gegen Storchschnabel und Windenknöterich.
Anwendung: Fox wirkt nur über das Blatt, die Anwendung erfolgt im Nachauflauf ab dem 4-Blatt-Stadium des Rapses. Bei der Anwendung ist auf trockene Blätter und eine gute Wachsschicht zu achten.
Verträglichkeit: Bei ungünstigen Bedingungen (Nasse Blätter, Kälte) kann es zu Blattverätzungen kommen, die aber i.d.R. nicht ertragswirksam sind. Splittinganwendungen sind verträglicher. Das Mittel darf nur solo oder in Mischung mit Runway (oder Effigo) ausgebracht werden, Mischungen mit anderen Herbiziden oder Fungiziden sollten aus  Verträglichkeitsgründen vermieden werden. 

 

Arylex (Belkar)

Eigenschaften: Arylex (Halauxifen-methyl) ist ein neuer Wirkstoff im Raps aus der Familie der synthetischen Auxine, der vorrangig über die Blätter aufgenommen wird, bei feuchten Bedingungen auch über den Boden.
Wirkungsspektrum: Klette, Kornblume, Mohn, Erdrauch, Vogelmiere, Storchschnabel-Arten, Windenknöterich, Hirtentäschel, Gefleckter Schierling ...
Anwendung: Arylex ist ein reines Nachauflaufprodukt. Die Anwendung erfolgt im Splitting, zunächst mit halber Aufwandmenge frühestens im 2-Blatt-Stadium des Rapses, gefolgt von einer 2. Splittingmaßnahme im 6-8 Blatt-Stadium. Die volle Aufwandmenge von 0,5 l/ha kann erst ab dem 6-Blatt-Stadium eingesetzt werden. 
Verträglichkeit: Bei Anwendung vor dem 2-Blatt Stadium kann es im Raps zu Wuchsdeformationen (Foto links) kommen. Um das zu vermeiden, ist die Anwendung von Belkar nicht nur bezüglich der Terminierung, sondern auch bei der Mischbarkeit eingeschränkt. Freigegeben ist nur die Mischung mit Focus Aktiv, Panarex, Gallant Super oder mit Insektiziden. Mischungen mit Blattdüngern und Fungiziden werden nicht empfohlen, hier wird ein Abstand zu anderen Behandlungen von einer Woche empfohlen.

 

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Stand: 2020