Das Fundament der Milchkuh: Klauengesundheit strukturiert betrachtet
Das Fundament der Milchkuh: Klauengesundheit strukturiert betrachtet
Geschrieben von Helmut Pförtner
Produktmanagement Rind bei BAT Agrar
Stand: 19.11.25
In den norddeutschen Beständen stieg die Milchleistung in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Es wird viel in Automatisierung, Kuhkomfort und Herdenüberwachung investiert, eine auskömmliche wirtschaftliche Situation trägt dazu bei, Investitionen anzuschieben, die weniger mit Betriebswachstum zu tun haben, sondern mehr auf eine verbesserte Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Milchviehbestände ausgerichtet sind. Zwei Themen begegnen uns in der Beratungsarbeit aber nach wie vor fast täglich: Eutergesundheit und Klauengesundheit.
Die Zellzahlen im Durchschnitt der Betriebe sind nach Meinung von BAT Agrar noch deutlich zu hoch, in vielen Milchkontrollauswertungen über verschiedene Landkreise in Schleswig-Holstein sehen wir Zahlen um 250.000 Zellen/ml Milch, damit können wir nicht zufrieden sein. Eine verbesserte Klauengesundheit kann sich durch die Reduzierung von Stress - auch hier positiv auswirken.
Bezüglich der Klauengesundheit gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben. Auf der einen Seite Milchviehbestände, bei denen man beim Kontrollgang durch die Herde fast keine lahme Kuh findet und andere Betriebe, die einen erheblichen Anteil lahme, in Behandlung befindliche oder durch Mortellaro beeinträchtigte Kühe aufweisen. Welche Auswirkungen das auf die Leistungsbereitschaft unserer Kühe und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes, hat brauchen wir hier nicht weiter zu erörtern, das sollte allen fortschrittlichen Milchviehhaltern klar sein.
Wir wollen uns hier auf eine praxisnahe Suche nach den Einflussfaktoren begeben, die sich positiv auf die Klauengesundheit auswirken. Nur so können wir aktiv an Verbesserungen arbeiten.
Ziel: Optimale Klauenform
Die optimale Klauenform verhindert Fehlbelastungen und Überbelastungen an bestimmten Stellen der Klaue und beugt so vielen Klauenerkrankungen vor. Wie erhalten wir diese Klauenform am effektivsten?
Nach Möglichkeit eine dem Laktationsverlauf angepasste Klauenpflege (kein Herdenschnitt 1- bis 2-mal pro Jahr, hier werden zu viele Tiere zu einem ungünstigen Termin geschnitten)
Mindestens zwei Klauenpflegetermine je Laktation, kurz vor dem Trockenstellen und ein bis zwei Monate nach der Kalbung
Im akuten Fall sofortige Behandlung
Bei starkem Hornwachstum und/oder mangelndem Abrieb 1-2 weitere Termine
Korrekte Klauenpflege von ausgebildetem Personal (extern oder intern)
Regelmäßige Klauenpflege über saubere Klauenbäder oder „Klauenmatten“, möglicherweise kombiniert mit einer Klauenwaschanlage
Eimü Klauen-Sprint Hardener+ ist ein Klauenpflegemittel mit reinigenden und Klauen härtenden Eigenschaften zur Anwendung im Klauenbad, welches die Klauen von Kühen und Jungrindern vor negativen Einflüssen der Stallumwelt schützt. Durch die spezielle Kupfer-Formulierung wird das Klauenhorn gestärkt und so vor den strapazierenden Umwelteinflüssen geschützt. Zusätzlich trägt die regelmäßige Anwendung zu einer nachhaltigen Verbesserung des Hygienestatus der gesamten Herde bei. Die innovative Formulierung vereinfacht das Handling für den Anwender und erhöht die Effizienz des Klauenbades - kein umständliches Anmischen, auch bei niedrigen Temperaturen anwendbar.
Klauenpflegemittel für Kühe & Jungrinder
Schützt & härtet die Klauen durch spezielle Kupfer-Formulierung
Deutliche Steigerung des Hygienestatus
Maximalen Kuhkomfort anstreben
Eine ausreichende Entlastung der Klaue fördert die Durchblutung der Lederhaut und damit die Gesunderhaltung der Klaue. Entlastung findet insbesondere in den Liege- und Ruhezeiten der Milchkuh zwischen Melk- und Fresszeiten statt.
Maximale Liegezeiten durch gute Liegeboxengestaltung (richtige Maße, wenig verhaltensbegrenzende Einrichtungen, weiche und trockene Liegefläche)
Zur Vermeidung von Verletzungen: ausreichende Anzahl an Übergängen, genügend breit und rutschfest
Trittsichere Laufgänge im Stall verbessern die Erreichbarkeit der Liegeboxen
Mindestens eine Liegebox je Milchkuh bereitstellen (Frischmelker Belegdichte möglichst verringern auf ca. 80 %)
Maximale Stallhygiene erreichen
Eine konsequent durchgeführte Stallhygiene führt zu einer verbesserten Klauenhygiene. Saubere und trockene Klauen verringern das Risiko für infektiöse Klauenerkrankungen (z. B. Mortellaro).
Regelmäßige Boden- und Laufganghygiene über passende Mistschieberzeiten, Abschieberoboter, usw. gewährleisten
Vermeidung von Schieberzeiten während der Stoßzeiten am Futtertisch
Manuelle Reinigung von Übergängen und speziellen Bereichen, die nicht automatisch erreicht werden (mindestens einmal täglich)
Tiefboxen, gerade im Bereich der Hinterbeine, pflegen und trocken halten (Ökosan von BAT Agrar)
Reinigung Übergänge
Klaue in der Gülleschwemme
Stresszeiten minimieren
Eine Umgebung, die ungestörtes Tierverhalten ermöglicht, beugt Stress vor. Damit werden ausreichende Liege-, Fress- und Saufzeiten gewährleistet. Weniger Gedrängel führt zu weniger Belastungen des Klauen- und Bewegungsapparats.
Hitzestress, als stetig zunehmender Stressfaktor, verringert die Liegezeiten, deswegen bei Lüftungslösungen immer die Liegeboxenbereiche vorrangig belüften.
Lüftung optimieren – betrifft Kuhkomfort und Stallhygiene
Wartezeiten im Vorwartehof möglichst gering halten
Ruhigen, stressarmen Umgang mit der Milchkuh täglich praktizieren, abrupte Bewegungen können immer zu Verletzungen führen (Treiben zum Melken, Einzelkühe selektieren, Umgruppierungen usw.)
Ruhiger Treiber hinter den Tieren
Lüfter im Stall
Fütterungsfehler vermeiden
Eine wiederkäuergerechte und fortschrittliche Milchviehfütterung ist die Voraussetzung für gesunde und widerstandsfähige Tiere. Fütterungsfehler in verschiedenen Bereichen wirken sich negativ auf die Klauengesundheit aus.
Eine exakte, immer gleichbleibende, zu immer gleicher Zeit vorgelegte Ration ist die Grundlage einer gesunden Fütterung.
Futterselektion am Futtertisch verhindern, sie ist häufig schädlicher als eine zu „scharfe“ Ration
Kurzfristige, starke Rationsänderungen vermeiden, sie führen zu problematischen Pansenverhältnissen, die zu negativen Auswirkungen in der Versorgung der Lederhaut der Klaue führen können.
Auch in scharfen Rationen auf ausreichend physikalisch wirksame Faserfraktionen achten.
Zu dünner Kot führt zu Verschmutzungen der Tiere und Liegeboxen.
Erwärmung und Verderb am Siloanschnitt und am Futtertisch verhindern Störung der Pansenverhältnisse (BAT Pro R 6006 Acid für stabile TMR-Mischungen)
Futtertisch Selektion
Futtertisch keine Selektion
Spezielle Achtsamkeit bei der Transitkuh
In der Transitperiode (Vorbereiter und Frischmelker) wird zum einen der Grundstein für einen möglichst störungsarmen Start in die Laktation gelegt und zum anderen ist die Kuh besonders empfindlich durch hormonelle Umstellungen, sodass auch die Klauengesundheit negativ beeinträchtigt werden kann.
Die richtige Vorbereitungsfütterung verhindert subklinisches und klinisches Milchfieber, vermindert dadurch Folgeerkrankungen, die das Risiko von Klauenproblemen stark erhöhen würden
Ketosen führen zum Abschmelzen der Fettpolster in der Klaue der Milchkuh und zu vermehrten Druckstellen.
Das Weichwerden der Geburtswege geschieht hormonell und führt auch zu loserem Bindegewebe in anderen Organen, deswegen muss in diesem Zeitraum besonders schonend mit den Tieren umgegangen werden.
Weiche Laufflächen (Stroh und Gummi) vor der Kalbung helfen, das zu diesem Zeitpunkt weich aufgehängte Hufbein zu schonen.
Die Kühe in der Transitphase haben einen höheren Platzbedarf (10 m²/Kuh), das vermindert Stress.
Stress in der Trockenstehzeit hat immer eine höhere Durchlässigkeit für Schadstoffe im Darm zur Folge. Diese wirken sich negativ auf die Durchblutung der Lederhaut aus.
Artikel rund um die Klauengesundheit
Hier sehen Sie eine Auswahl nützlicher Artikel zur Förderung der Klauengesundheit:
✅ Wie oft sollte eine Milchkuh Klauenpflege erhalten?
Mindestens zwei Pflegetermine pro Laktation sind sinnvoll – kurz vor dem Trockenstellen und ein bis zwei Monate nach der Kalbung. Bei starkem Hornwachstum oder akuten Problemen sind zusätzliche Behandlungen nötig, immer durch geschultes Fachpersonal.
✅ Welche Rolle spielt Stallhygiene für die Klauengesundheit?
Saubere und trockene Laufgänge sowie gepflegte Liegeboxen senken das Risiko für infektiöse Klauenerkrankungen wie Mortellaro. Regelmäßige Reinigung mit Mistschiebern oder Robotern und manuelle Pflege von Übergängen sind entscheidend für gesunde Klauen.
✅ Warum ist die Transitperiode besonders kritisch für die Klauen?
In der Zeit rund um die Kalbung ist die Kuh durch hormonelle Umstellungen empfindlicher. Fütterungsfehler oder Stress können Klauenprobleme verstärken. Weiche Laufflächen, ausreichend Platz und eine angepasste Vorbereitungsfütterung helfen, Belastungen zu vermeiden.
Weiterer Fachbeitrag zum Thema:
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