Problemungräser: Erkennung und Bekämpfung im Ackerbau!

Stand: 04.06.2025

Mit dem Abschluss der Ährenbehandlung ist die Bestandesführung im Getreide vielerorts abgeschlossen. Doch gerade jetzt treten Problemungräser in einigen Feldern deutlich hervor – ihre Rispen / Ähren ragen oft über die Kulturpflanzen hinaus. Sie beeinträchtigen nicht nur den Ertrag, sondern verunreinigen auch die Ernte. Um diesen unerwünschten Konkurrenzpflanzen wirksam zu begegnen, setzen immer mehr Betriebe auf eine gezielte Herbstbehandlung. In unserem Fachbeitrag zeigen wir, wie Sie die Problemungräser zuverlässig erkennen und welche Herbizidmaßnahmen sich im Herbst bewährt haben.


Trespen-Arten: Sie stellen ein zunehmendes Problem im Ackerbau, vor allem auf ungepflügten Flächen, dar. Häufig wandern sie vom Feldrand her ein, weswegen die Feldrandhygiene bereits eine wichtige Maßnahme zum Verhindern des Aussamens darstellt. Frühe Getreideaussaaten im Herbst fördern die Ausbreitung der Trespen durch die noch vorherrschenden warmen Bodenbedingungen. Ebenso wird der Flachkeimer (bis ca. 3 cm) durch die pfluglose Bodenbearbeitung und enge Getreidefruchtfolgen gefördert. Die Samen überdauern, ähnlich Wintergerste, 2–3 Jahre im Boden und besitzen ebenfalls eine geringe Keimruhe (Dormanz), sodass eine Keimung zügig nach der Ernte der Vorfrucht erfolgt.gie erreicht werden.

 

Taube Trespe 

  • Blatthäutchen groß, weiß und tief gezähnt bis gefranst
    Blätter behaart
  • Knoten unbehaart
  • Blütenstand mit weit überhängenden Ästen, sehr lockerer Aufbau, lange Grannen (bis 30 mm)

 

  • Bestockt sehr stark, kann die Hauptkultur durch Überwachsen niederdrücken
  • Herbstbehandlung: Gute Wirkung durch Flufenacet

Roggentrespe 

  • Blatthäutchen kurz, gezähnt, gelblich bis mittelbraun 
  • Blätter behaart 
  • Knoten behaart 

 

  •  Blütenstand: aufrechte Rispe mit lockerem Aufbau, behaart, 5-10 mm große Deckspelzen meist ohne Grannen 

  • Herbstbehandlung: Für den Herbst keine Wirkstoffe vorhanden

Weiche Trespe  

  • Blatthäutchen bis 2,5 mm lang, weiß, gerandet, selten gezähnt 

  • Blätter behaart 
  • Knoten und Stängel behaart 
     

 

  • kurze, gedrungene Rispen, Deckspelze weich behaart und kurz begrannt 

  • Herbstbehandlung: Für den Herbst keine Wirkstoffe vorhanden

Windhalm: Eine größer werdende Bedeutung beim Thema Ungräser kommt auch dem Windhalm zu. Die Keimung erfolgt fast ausschließlich im Herbst. Jede Pflanze produziert mehr als 10.000 Samen, die bis zu zwei Jahre keimfähig bleiben. Oft keimen die Samen direkt nach der Ernte und machen somit eine Bodenbearbeitung erforderlich. Die Pflanze bevorzugt leichte, schwach saure Böden. 

Windhalm  

  • Blatthäutchen sehr lang  

  • 3-6 mm 
  • Tief gefranst weiß-grünlich/weiß

     

 

  • Blätter kahl und gerieft 

  • Kleine einblütige Ährchen
  • Herbstbehandlung: Breite Wirkstoffpalette: Flufenacet, Aclonifen, (Beflubutamid), Chlortoluron (CTU), Pendimethalin, Prosulfocarb 
     

Weidelgräser: Mehr und mehr Flächen in Deutschland werden durch Weidelgräser besiedelt. Durch die vermehrte Ausbreitung des Ungrases mit zunehmenden Herbizid-Resistenzen entwickelt es sich zu einem schwer bekämpfbaren Problemungras in vielen Regionen. In Befallsgebieten muss mit Ertragsminderungen bzw. -ausfällen sowie erschwerten Erntebedingungen gerechnet werden. 

Unterscheidungsmerkmale der in Deutschland auftretenden Arten finden Sie im Folgenden kurz beschrieben: 

Deutsches Weidelgras 

  • ausdauerndes, mehrjähriges, horstbildendes Gras mit Rhizomen und wurzelnden Seitentrieben 

  • dunkelgrüne Blätter mit glänzender Unterseite und geriefter Oberseite 
  • keine Behaarung 
  • jüngstes Blatt ist gefaltet 
  • Blattöhrchen abstehend und kurz
  • Blatthäutchen kurz und durchsichtig 
  • rötlich-violetter Triebgrund 

 

  • unbegrannte Ährchen sitzen wechselseitig an der Spindel 

  • neben der Ausbreitung über die Samen ist dies auch über Wurzeltriebe möglich

  • Herbstbehandlung: Prosulfocarb , Chlortoluron, (Flufenacet), (Pendimethalin), Diflufenican zum anschärfen. Alternativ: Spritzfolgen aus Prosulfocarb im VA und Chlortoluron im NA, Pinoxaden (+ Clodinafop) (Blattaktiv, Resistenzgefahr hoch)

     


Welsches Weidelgras 

  • deutliche Behaarung der Ährchen 

  • jüngstes Blatt ist gerollt 
  • Blattöhrchen größer  
     

 

  • Herbstbehandlung: Prosulfocarb , Chlortoluron, (Flufenacet), (Pendimethalin), Diflufenican zum anschärfen. Alternativ: Spritzfolgen aus Prosulfocarb im VA und Chlortoluron im NA, Pinoxaden (+ Clodinafop) (Blattaktiv, Resistenzgefahr hoch)

Ackerfuchsschwanz: Er spielt eine bedeutende Rolle im Ackerbau. Je nach Witterung während der Blüte kann die primäre Keimruhe kurz (warme Temperaturen) oder auch etwas länger (kühle Witterung) ausfallen. Dies gilt es bei anschließenden Bodenbearbeitungsmaßnahmen zu beachten, um den Samenvorrat im Boden durch Bodenbedeckung und die damit einhergehende sekundäre Keimruhe nicht unnötig zu erhöhen. Die Samen bleiben im Boden bis zu 9 Jahre keimfähig. Dies stellt eine besondere Herausforderung im Ungrasmanagement dar. Ackerfuchsschwanz keimt vornehmlich im Herbst bei Temperaturen > 3 °C. Insbesondere auf lehmigen, kalkhaltigen und humusarmen Böden kann er sich schnell etablieren und die Erträge deutlich beeinträchtigen.

Ackerfuchsschwanz 

  • Schmale geriefte Blattspreite mit Mittelfurche
  • Blattgrund kahl und farblich nicht abgesetzt
  • Lange schlanke zugespitzte Scheinähre 

     

 

  • Herbstbehandlung: Hauptwirkung ebenfalls durch Flufenacet, ansonsten Wirkstoffe stapeln aus Aclonifen, Diflufenican, Prosulfocarb, Chlortoluron, Pendimethalin;  


Resistenzbildung der Problemungräser

Die chemischen Möglichkeiten zur Bekämpfung von Ungräsern sind stark begrenzt, weshalb eine Resistenzbildung unbedingt vermieden werden muss. Um die Ausbreitung der Gräser zu verhindern bzw. einzudämmen, ist ein umfassendes Ungrasmanagement von großer Bedeutung. Grundvoraussetzung dafür ist eine konsequente und regelmäßige Beobachtung der Flächen. Vorbeugende Maßnahmen wie das Mulchen vorhandener Nester lassen sich nur durch intensive Bestandesbeobachtungen ableiten.

Weitere ackerbauliche Maßnahmen wie die tief mischende oder wendende Bodenbearbeitung (z. B. mit Pflug oder Grubber) reduzieren die Altverungrasung, während ein tendenziell späterer Saattermin den Ungrasdruck durch neu auflaufende Ungräser im Herbst nach der Saatbettbereitung deutlich senken kann.

Auch die Fruchtfolge spielt in diesem System eine zentrale Rolle: Der Wechsel zwischen Sommerungen und Winterungen sowie zwischen Blatt- und Halmfrüchten erweitert die chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten und verringert den Ungrasdruck nachhaltig.

Besteht der Verdacht auf eine Herbizidresistenz, sollte umgehend ein Resistenztest durchgeführt werden, um die passende Strategie zur Ungrasbekämpfung festzulegen. Hier sehen Sie unsere Artikel dazu:

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Das Wichtigste in Kürze:

✅ Wie kann man die Ausbreitung von Trespen im Ackerbau wirksam eindämmen?

Eine wichtige Maßnahme ist die Feldrandhygiene, um die Einwanderung der Trespen vom Rand zu verhindern. Zudem helfen spätere Saattermine und eine wendende Bodenbearbeitung, den Ungrasdruck zu senken.

✅ Warum stellen Weidelgräser zunehmend ein Problem im Ackerbau dar?

Weidelgräser breiten sich durch Samen und Wurzeltriebe aus und entwickeln Resistenzen gegen Herbizide. Ihr Auftreten erschwert die Ernte, senkt die Erträge und macht eine gezielte Bekämpfung mit abgestimmten Wirkstoffen nötig.

✅ Welche Rolle spielt der Ackerfuchsschwanz im Ungrasmanagement?

Der Ackerfuchsschwanz ist besonders hartnäckig, da seine Samen bis zu 9 Jahre im Boden keimfähig bleiben. Frühzeitige Bodenbearbeitung und konsequente Bestandskontrolle sind nötig, um einer Ausbreitung entgegenzuwirken.

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