Praxistipps für den Einsatz von Tankmischungen im Pflanzenschutz

Jede Pflanzenschutzanwendung kostet Zeit, die in der Saison immer knapp ist – besonders dann, wenn die Witterung zu enge Zeitfenster für die insgesamt zu behandelnde Fläche zulässt. Um hier schlagkräftiger zu werden und gleichzeitig die Kosten reduzieren zu können, gehören Tankmischungen im Pflanzenschutz zum Praxisalltag. Das funktioniert in vielen Fällen auch gut. Besonders beim Blattdüngereinsatz sind viele Mischungen bereits jahrelang erprobt. Immer wieder kommt es jedoch vor, dass gerade unter Zeitdruck Tankmischungen angesetzt werden, die bei genauer Überlegung gar nicht funktionieren können und die zu Minderwirkungen oder sogar zu Schädigungen des eigentlichen Bestandes führen. Eine übersichtliche Matrix zur Mischbarkeit gängiger Pflanzenschutzmittel finden Sie hier, erstellt von der LfL.

Vorsicht vor „Monster“-Mischungen mit fünf oder mehr Präparaten

Ganz klar muss immer wieder vor nicht offiziell empfohlenen „Monster“-Mischungen mit fünf oder mehr Präparaten, bestehend aus Salzen, Fungiziden, Insektiziden, Harnstoff und AHL, gewarnt werden. Der Grund ist eindeutig: Durch die Einmischung von mehreren Stoffen aus diesem Mix wird die aggressive Wirkung jedes Einzelstoffs noch weiter verstärkt. Dadurch entsteht das Risiko, das es bereits in der Feldspritze zu Wechselwirkungen, Klumpenbildung oder verstopften Düsen kommt. Noch gravierender sind oft die Auswirkungen auf den Pflanzenbestand. Wir warnen deshalb ausdrücklich vor Tankmischungen „auf eigene Faust“, für die keine offiziellen Versuche vorliegen. 

Behalten Sie den pH-Wert im Auge

Die meisten gängigen Pflanzenschutzmittel lösen sich im schwach sauren Bereich (pH 6,5) optimal aus. Achtung: bei sehr kalkhaltigem Wasser liegt der pH-Wert meistens im schwach alkalischen Bereich. Das Problem: im alkalischen Bereich können Wirkstoffe ausflocken. Ein ähnliches Risiko droht bei mangan- oder eisenhaltigem Wasser, das die Spritzbrühe ebenfalls zum Ausflocken bringen kann. 

Neben möglichen Schäden bei einer Ausflockung in größerem Umfang sind auch schon kleinere Ausflockungen gefährlich für den Erfolg der Pflanzenschutzmaßnahme. Der Grund: schon bei einer nur leicht verstopften Düse ist die Wirkung des eingesetzten Mittels verringert.

Zu einer verminderten Wirkung kann es auch bei Pyrethroide kommen, wenn der pH-Wert der Tankmischung auf über 7 steigt. Dann kann es zu verminderter Wirkung komme. Hier ist es wichtig, den pH-Wert auf 6,5 einzustellen. Ein weiterer Tipp: ALS-Hemmer lösen sich bei hohem pH-Wert besser. 

Achtung: Tankmischungen können zu einer Veränderung der Bienengefährlichkeit der Maßnahme führen. Achten Sie hierauf besonders, wenn Sie mit Imkern zusammenarbeiten Bienenstöcke in der Nähe der zu behandelnden Flächen stehen.

Konkrete Hinweise zur Mischbarkeit von Pflanzenschutz- und Düngemitteln

Was darf grundsätzlich nicht gleichzeitig eingesetzt werden? Zunächst einmal ist festzuhalten, dass Mischungen mit Insektiziden in der Regel nicht möglich sind. Insektizide sollten möglichst als Einzelmaßnahme ausgebracht werden. Weitere Tipps:

  • Düngersalze wie beispielsweise Bittersalz und Mangan-Sulfat dürfen nicht mit Phosphor-Blattdüngern gemischt werden
  • ALS-Hemmer dürfen auf gar keinen Fall mit Wuchsstoffen gemischt werden, da sich in diesem Fall die Wirkung aufheben würde
  • Wachstumsregler und Wuchsstoffe können aus dem gleichen Grund ebenfalls nicht erfolgreich als Mischung eingesetzt werden

Mischbarkeit von Herbiziden mit anderen Herbiziden

Sehr interessant ist grundsätzlich das Mischen von Herbiziden, wenn durch die Zugabe eines zweiten Produktes Wirkungslücken beim ersten Produkt ausgeglichen werden können. Beispiele dazu:

  • Mesosulfuron + Metsulfuron, Tribenuron, Florasulam → funktioniert gut
  • ALS-Hemmer + ALS-Hemmer → funktioniert gut
  • ACCase-Hemmer (z.B. Pinoxaden) + Tribenuron → funktioniert nicht optimal, da mit einer Minderwirkung des ACCase-Hemmers zu rechnen ist
  • ACCase-Hemmer + Florasulam → zulässig
  • Gräsermittel + Wuchsstoffe oder Brenner → funktioniert in der Praxis nicht optimal, weil durch die Brandwirkung das Gewebe verletzt wird, dadurch kann das Gräsermittel nicht mehr ordnungsgemäß in der Pflanze transportiert werden
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Mischbarkeit von Herbiziden mit Wachstumsreglern

Grundsätzlich kann man eine Reihe von Herbiziden mit Wachstumsreglern mischen, wenn man auf bestimmte Punkte achtet – vor allem darauf, dass die einkürzende Wirkung der Wachstumsregler durch Herbizide durchaus verstärkt werden kann. Dazu gibt es folgende Erfahrungen:

  • ALS-Hemmer + Wachstumsregler wie CCC / Trinexapac / Prohexadion → kann zu einer verstärkten Einkürzung des Pflanzenwachstums als gewünscht führen
  • Die gleiche Aussage gilt für Ethephon + Wuchsstoffe, zwischen diesen beiden Anwendungen sollte unbedingt eine Woche Abstand liegen

Mischbarkeit von Wachstumsreglern mit Fungiziden und Herbiziden

Auch bei der Mischung von Wachstumsreglern mit Fungiziden und Herbiziden muss man darauf achten, das bestimmte Mittel ähnliche Wirkungen auf die Wachstumsregulation haben können und dass es deshalb zur Wirkungsverstärkung kommen kann. Dazu gibt es folgende Erfahrungen:

  • Metconazol und Tebuconazol haben wachstumsregulierende Wirkung, weshalb bei einer Mischung in diesem Fall der Wachstumsregleranteil reduziert werden sollte
  • Auf gar keinen Fall sollte Cyprodinil-haltiges Unix mit Ethephon-Mittel gemischt werden
  • Eine eingeschränkte bis schädigende Wirkung kann Tebuconazol haben, es verzögert den Abbau von Gräserwirkstoffen. Dadurch wird die Wirkung gegen Gräser zwar verstärkt, aber gleichzeitig leidet auch das Getreide unter der Anwendung
  • Riskant kann auch das Einmischen von Morpholinen und Spiroketaminen sein. Sie beschleunigen das Eindringen von Herbiziden und Azolen und sorgen damit zwar für eine bessere Herbizidwirkung, können aber auch Verätzungen auslösen. Die Wirkung von Gräserherbiziden auf Getreide kann ebenfalls beeinflusst werden
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Biostimulanzien besser erst einmal einzeln einsetzen

In der letzten Zeit sind immer mehr Biostimulanzien neu auf den Markt gebracht worden. Für deren Anwendung und insbesondere für deren Mischbarkeit kann man deshalb noch nicht wie bei anderen Mischungen auf eine ganze Reihe von Praxisversuchen und Erfahrungen von Praktikern zurückgreifen. Rein technisch betrachten könnten Probleme durch Schweb- und andere schwer zu homogenisierender Stoffe auftreten. Um die Wirkung sowohl des eigentlichen Pflanzenschutzmittels als auch der Biostimulanzien nicht zu gefährden, raten wir derzeit von einer Mischung mit Herbizden erst einmal noch ab.

Der Tipp unserer Pflanzenschutzberater: Setzen Sie Biostimulanzien erst einmal nur als Einzelprodukt ein, bis genügend Erfahrungen aus Praxistests vorliegen.

Welche Blattdünger-Mischungen sind sinnvoll?

Für Tankmischungen von Blattdünger und Herbiziden liegen viele Erfahrungen aus den letzten Jahren vor. Der kombinierte Einsatz kann in der Regel empfehlen werden, da die Wirkungsgrade aufrechterhalten bleiben und die jeweiligen Inhaltsstoffe miteinander harmonieren. Beachtet werden sollten jedoch, dass Bor in Mischungen zu einer Erhöhung des pH-Wertes führt. Gerade Pyrethroide reagieren auf hohe pH-Werte empfindlich, weil sie dann schneller abgebaut werden. Die Lösung ist der Zusatz eines Additivs, das den pH-Wert stabilisiert.

Der Eimertest schützt vor unerwünschten Ergebnissen

Mit Hilfe des Eimertests kann man vor dem Ansetzen einer Tankmischung in der Feldspritze prüfen, ob es zu einer schlechten Auflösung einzelner Mittel oder gar zu Ausflockungen kommen kann. Das Ziel ist: Alle Komponenten der Tankmischung müssen vollständig gelöst sein und die Tankmischung muss bis zur abgeschlossenen Ausbringung flüssig bleiben. Sie darf auf gar keinen Fall ausflocken. 

Unser Praxistipp: Vor neuen Mischungen immer einen Eimertest durchführen:

  • geplante Mischung in einem 10-Liter-Eimer anrühren
  • dabei Kunststoffeimer und Kunststoff-Schneebesen zum Mischen verwenden, da (rostiges) Metall das Ergebnis beeinflussen kann
  • wenn die Mischung auch nach 30 Minuten stabil bleibt, ist das Ergebnis positiv
  • Wichtig ist, beim Ansetzen der Spritzbrühe die gleiche Reihenfolge und das gleiche Wasser wie im Eimertest zu verwenden.
  • Hinweis: Das Wetter und insbesondere die Temperatur können einen großen Einfluss auf die Konsistenz der Spritzbrühe haben

Besonders beim Ansetzen von Tankmischungen sollten Sie auf den Arbeitsschutz beim Pflanzenschutz achten, hier finden Sie wichtige Schutzausrüstungen:

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Das Wichtigste in Kürze:

✅ Welche Risiken bestehen beim Einsatz von Tankmischungen bei Pflanzenschutzmaßnahmen?

Das größte Risiko bei Tankmischungen besteht in der Ausflockung einzelner Mittel, die zu teilweisen oder vollständigen Verstopfungen der Düsen führen kann. Dadurch wird die Ausbringung ungleichmäßig oder sogar verhindert. Zudem kann die Feldspritze Schaden nehmen.


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Stand: 14.12.2023