Pflanzenschutz: Wirkung von Additiven und Zusatzstoffen

Moderne Pflanzenschutzmittel sind heutzutage in der Regel bereits sehr gut formuliert, sodass Additive deren Wirkung kaum verbessern können. Unter besonderen Anwendungsbedingungen wie beispielsweise bei geringer Wasseraufwandmenge oder niedriger Luftfeuchte kann eine Anwendung jedoch sinnvoll sein. Weitere Anwendungsgebiete sind die Verbesserung der Wirkung von Gräsermitteln auf Seitentriebe, sowie die Verbesserung der Wirkungsleistung bei der Bekämpfung von Halmbasiserkrankungen, bei der Ährenbehandlung oder auch bei der Blütenbehandlung in Winterraps. Additive sind in der Regel Klebstoffe (Haftmittel), pH Puffer, Antischaummittel, Tenside, Emulgatoren und Aktivatoren.

Welche Eigenschaften können durch Additive verbessert werden?

Durch die Zugabe von Additiven kann eine Wirkungsabsicherung der Pflanzenschutzmittelanwendung bei schwierigen äußeren Bedingungen erreicht werden. Folgende Eigenschaften können verbessert werden:

  • Anhaftung: Pflanzenschutzmittel haften besser an den Blättern der Pflanzen, Tauspritzung möglich, Klebereffekt
  • Ansäuerung: Verbesserung der Wasserqualität und Mischbarkeit, Kationen werden neutralisiert, der pH Wert der Spritzbrühe wird abgesenkt und die Wirksamkeit vieler Pflanzenschutzmittel verbessert
  • Wasserhärte: Gefahr der Komplexbildung in hartem Wasser wird durch Wasserkonditionierung vermindert
  • Benetzung: Durch eine Herabsetzung der Oberflächenspannung der Spritzbrühe erfolgt eine optimierte Benetzung und damit bessere Wirkstoffverteilung auf den Blättern, Produkte werden häufig als sog. Spreiter bezeichnet
  • Penetration: Erhöhung und Beschleunigung der Wirkstoffaufnahme der Pflanzen. Das „Durchdringen“ von Pflanzenschutzmitteln durch die Kutikula bzw. die obersten Blattschichten wird beschleunigt und die Wirkstoffaufnahme erhöht.

Aufgrund der hohen Wirksamkeit erfolgt die Anwendung von Sulfonylharnstoffen in der Regel mit sehr niedrigen Wirkstoffmengen. Daher ist es bei dieser Produktgruppe besonders wichtig, dass der Wirkstoff auch an den Wirkort gelangt. Der Einsatz eines Additivs zur Verbesserung der Penetration ist daher oftmals sinnvoll. In Gräsermitteln (FOPs und DIMs) sind meist Additive enthalten, jedoch kann bei geringen Aufwandmengen oder geringer Luftfeuchte ein weiterer Zusatz von Additiven sinnvoll sein. Auch bei älteren Kontaktfungiziden bzw. Kontaktinsektiziden (z. B. Pyrethroiden) kann durch den Einsatz von Additiven die Benetzung und Anhaftung und damit die Wirkungsleistung der Produkte verbessert werden.

Inhaltsstoffe und Aufwandmengen relevanter Additive

Produkt Vertrieb Inhaltsstoffe Aufwandmenge
Karibu Certis Belchim B.V. 1.030 g/l Polyether Polymethylsiloxan Copolymer 0,05%: 100 125 ml/ha,
bei systemischen Mitteln bis max. 200 ml/ha
Agrar Öl Distrimex  90 % Paraffinöl 0,5 1,0 l/ha bei 200 l/ha Wasser
Kantor Agroplanta 79 % Alkoxyliertes Triglycerid,
21 % Beistoffe 
0,15%: 300 ml/ha bei 200 l/ha Wasser
Spray Plus Certis Belchim B.V.  80 % Monocarbamid  5 36 ml/ha bei 100 l/ha Wasser je nach Wasserhärte
Hasten Adama Rapsölethyl und methylester, nicht ionische Tenside 0,5 l/ha
Zitronensäure Lebosol 2 Hydroxypropan 1,2,3 tricarbonsäure 0,5 %ig entspricht 500 ml pro 100 l Spritzwasser; 30 min. einwirken lassen, danach mit Wasser + Netzmittel abspülen


Wie sollen Additive eingesetzt werden?

  • Additive gehören immer zuerst in das Spritzwasser.
  • Die Additive müssen warm (über 10 °C) gelagert werden.
  • Auch das Spritzwasser sollte angewärmt (Lagertank) sein.
  • Die Wirkung kationischer Additive (Kantor, Trend) wird durch hartes Wasser oder eisenhaltiges Wasser eingeschränkt. Die Verringerung des Mittelaufwandes ist bei (kalk )hartem Wasser kaum möglich. Die Zugabe einer kleinen Menge (0,1 %) Zitronensäure zum Ansäuern ist von Vorteil.

Zu beachten: Zulassungen

Bei der Wiedergenehmigung vieler etablierter Zusatzstoffe im Frühjahr 2022, wurde der Anwendungsbereich vieler Produkte stark eingegrenzt. Besondere Vorsicht ist bei der Mischung mit Insektiziden geboten, da vielen Netzmitteln die gemeinsame Anwendung mit Insektiziden untersagt wurde. Überprüfen Sie unbedingt, ob Ihre Mischungspartner für die vorgesehene Tankmischung zugelassen sind.


Das Wichtigste in Kürze:

✅ Was sind Biostimulanzien?

Ein Pflanzen-Biostimulans ist ein EU-Düngeprodukt, das dazu dient, pflanzliche Ernährungsprozesse unabhängig vom Nährstoffgehalt des Produkts zu stimulieren, wobei ausschließlich auf die Verbesserung eines oder mehrerer der folgenden Merkmale der Pflanze oder der Rhizosphäre der Pflanze abgezielt wird: Nährstoffverwertung, Toleranz gegenüber abiotischem Stress, Qualitätsmerkmale oder Nährstoffverfügbarkeit.

Welche Kombination von Biostimulanzien ist zielführend?

Ein Stickstoffmobilisator zusammen mit einem PK-Mobilisator und Huminstoffe für den Pflanzenstoffwechsel. Sie lassen sich zusammen mit allen gängigen Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden ausbringen. Mit AHL, kupfer- und schwefelhaltigen Produkten sind die Biostimulanzien nicht kombinierbar.


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Stand: 06.03.2024