Krankheiten im Weizen

Mit Beginn des Schossens bei steigenden Temperaturen ab Ende der zweiten Aprilwoche sind die Weizenbestände jetzt regelmäßig auf Krankheitsbefall zu bonitieren. Im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes sind rein prophylaktische Fungizidmaßnahmen orientiert am Wachstumsstadium der Pflanzen nicht zielführend. Neben der Witterung vor Ort ist der Aussaattermin, die Bestandesentwicklung und vor allem die Krankheitsanfälligkeit der Sorten bei dem Fungizideinsatz zu berücksichtigen. Das Wissen um die Ansprüche der einzelnen Pilzkrankheiten ebenso wichtig für die Bekämpfungsentscheidung.

Mehltau

Mehltau benötigt für eine epidemische Vermehrung 12-20 °C und eine hohe Luftfeuchtigkeit. In dichten, gut mit Stickstoff ernährten Beständen ist das Mikroklima bei Tagen mit geringer Sonneneinstrahlung und geringen Tag-Nachtschwankungen ideal für den Pilz.

Halmbasiserkrankungen

Neben Halmbruch tritt auch Rhizoctonia und Fusarium an der Halmbasis auf, oftmals als Mischinfektion. Welcher der Erreger sich durchsetzen kann, hängt von der Witterung im Mai/Juni ab. Bei kühl-feuchten Bedingungen kann der Halmbrucherreger die Pflanze durch die Blattscheiden bis ins Innere des Halmes befallen, so dass die Ähre nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden kann und es im schlimmsten Fall zu parasitärem Lager kommt. Weiße Ähren vor der Ernte zeugen von Infektionen an der Halmbasis.

Gelbrost

Die Gefahr einer Gelbrostepidemie ist am höchsten bei Temp. um 10-15 °C, hoher Luftfeuchtigkeit und starker Sonneneinstrahlung. Der Erreger kann bereits bei sehr niedrigen Temperaturen infizieren und sich zunächst im Blatt ausbreiten. Schon wenige Sporen zu Vegetationsbeginn reichen, um eine starke Infektion der Pflanzen herbeizuführen. Der Befall startet nesterweise im Bestand, eine gute Bestandesbeobachtung auf der gesamten Fläche ist daher notwendig. 

Septoria tritici

Befallene Strohreste auf der Bodenoberfläche stellen jedes Jahr die wichtigste Infektionsquelle für Septoria tritici dar. Ausgangsbefall auf den unteren Blattetagen findet man daher fast immer im zeitigen Frühjahr. Für eine Infektion benötigt der Pilz bei ca. 12 °C >50 Stunden Blattnässe, bei Temperaturen um 20 °C mind. 20 Stunden Blattnässe. Da die Inkubationszeit (von der Infektion bis zum Auftreten der Symptome) je nach Temperatur 20-30 Tage dauert, muss für eine Bekämpfungsentscheidung auf jeden Fall die Blattnässedauer in Abhängigkeit von der Temperatur berücksichtigt werden. Erst zu behandeln, wenn die Infektion sichtbar wird, ist zu spät. Da sich der Pilz etagenweise im Bestand ausbreitet, ist das Ziel der Fungizidanwendung, die oberen, ertragsrelevanten 2-3 Blätter vor der Infektion zu schützen.

Eindrücke aus der Praxis:

LG Initial, Braunrost & Mehltau

Benchmark, Gelbrost

RGT Reform, Spetoria tritici

Unsere Empfehlungen zur Bekämpfung von Blattkrankheiten ab Schossbeginn:

bsp. die Sorten Agrument oder KWS Extase

Krankheit Produktempfehlung Auflagen
Gelbrost/Braunrost 0,7-1,0 l/ha Minister (NW 605: 90%=*, NW 706)


bsp. die Sorten LG Initial, Pronticus

Krankheit Produktempfehlung Auflagen
Rost, Mehltau 0,8 l/ha Pronto Plus (NW 607: 90%=15m, NW 706, NT 101) (NW 605: 75%=*)
Rost, Mehltau + Septoria tritici 0,8 l/ha Pronto Plus + 1,0 l/ha Folpan 500 SC
Oder 0,8 l/ha Pronto Plus + 0,5 l/ha Aurelia (Prothioconazol)
(NW 607: 90%=15m, NW 706, NT 101) (NW 605: 75%=*)
(NW 607: 90%=15m, NW 706, NT 101) (NW 605: 90%=*, NW 706)


bsp. die Sorten Benchmark, Bonanza, Boss

Krankheit Produktempfehlung Auflagen
Gelbrost + Septoria tritici 1,0 l/ha Plexeo (Metconazol)
Oder 0,8 – 1,0 l/ha Balaya 
(NW 605: 90%=*)
(NW 605: 90%=*)
Gelbrost + Setptoria triti Nebenwirkung und Halmbruch  1,0 l/ha Ampera + 1,0 l/ha Folpan 500 SC (NW 605: 90%=*, NW 701) (NW 605: 75%=*)


bsp. die Sorten KWS Talent, KWS Loft, RGT Reform

Krankheit Produktempfehlung Auflagen
Halmbruch, Mehltau, Gelbrost, Septoria tritici 0,8 – 1,0 l/ha Input Triple
Oder 0,8-1,0 l/ha Revystar + 0,4-0,5 l/ha Flexity (im Pack)
Oder 0,6 kg/ha Unix + 0,5 l/ha Pecari 300 EC (Prothioconazol)
((NW 607: 90%=*, NW 706)
(NW 605: 75%=*)
(NW 605: 90%=5m, NW 706) (NW 605: 90%=*, NW 706)


Die Wirkungsdauer der Fungizide vor BBCH 37 ist begrenzt, da der Neuzuwachs der Pflanze bei der Anwendung nicht geschützt wird. Am ehesten nimmt bei einer Aufwandmengenreduktion die Kurativwirkung ab, daher kann eher bei einem rechtzeitigen Fungizideinsatz zu Beginn der Krankheitsepidemie Mittel eingespart werden. Bei Aufwandmengenreudzierung auf ca. 70% ist je nach Wirkungsgrad der Produkte in der Schossphase von einer Wirkungsdauer von etwa einer Woche auszugehen.

Zur Kontrolle der Maßnahmen und der weiteren Epidemie sind unbedingt Spritzfenster einzuplanen.



Unsere Produktempfehlungen:

Stand: 2021