Nach dem sehr trockenen und warmen März haben die kalten Temperaturen in der ersten Aprilwoche die Kulturen erstmal etwas gebremst. Der Regen der letzten Tage bringt jetzt den Stickstoff zur Wirkung und wenn es ab der kommenden Woche wärmer wird, stehen erste Wachstumsreglermaßnahmen an.
In der folgenden Übersicht sind die wichtigsten Wirkstoffeigenschaften zusammengestellt. Zur gleichmäßigen Stabilisierung der Halme von unten nach oben hat sich die Kombination der unterschiedlichen Wirkstoffe/Produkte bewährt.
Wirkungsweise der Wachstumsreglerwirkstoffe
CCC
Einsatz: min. 5°C Funktion: hemmt die Synthese von Giberrelin Wirkungsgeschwindigkeit: schnell Wirkungsdauer: 8-10 Tage Sonstiges: fördert die Entwicklung der Nebentriebe
Mepiquatchlorid
Einsatz: ab min. 10°C auch bei bedecktem Wetter Funktion: hemmt die Synthese von Giberrelin Wirkungsgeschwindigkeit: schnell Wirkungsdauer: 8-10 Tage Sonstiges: -
Trinexapacethyl
Einsatz: ab 12°C UV-Strahlung fördert die Wirkung Funktion: hemmt die Aktivität der Gibberelline Wirkungsgeschwindigkeit: langsam Wirkungsdauer: bis 14 Tage Sonstiges: fördert die Reduktion später Nebentriebe
Ethephon
Einsatz: ab 15°C Funktion: fördert die Reifeprozesse, festigt Zellwand Wirkungsgeschwindigkeit: schnell Wirkungsdauer: 2,4 Tage Sonstiges: -
Prohexadion-Calcium
Einsatz: ab 10°C Funktion: hemmt die Aktivität der Gibberelline Wirkungsgeschwindigkeit: mittel / langsam Wirkungsdauer: bis 10 Tage Sonstiges: -
Im Laufe der Frühjahrsvegetation gibt es vier wesentliche Einsatzfenster für Wachstumsregler. Um die Halme gleichmäßig von unten nach oben zu stabilisieren, hat es sich bewährt, die vorhandenen Wirkstoffe passend zum Entwicklungsstadium der Pflanzen zu kombinieren. Die Aufwandmengen sind an die Bestandesentwicklung, Witterungsbedingungen, Nährstoffverfügbarkeit und Lageranfälligkeit der Sorten anzupassen.
Bestockungsende (BBCH 29-30)
Aktuelle Situation
Weizen, Sorte: Informer in BBCH 29-30 06.04.2022 in 23909 Bäk
In später entwickelten Beständen wird mit dieser Maßnahme bis BBCH 30 vor allem das 1. Internodium eingekürzt. CCC wirkt dabei vor allem auf den Haupttrieb (Brechung der apikalen Dominanz). Das kann positive Effekte auf die Entwicklung der Nebentriebe haben. Diese Maßnahme ist am ehesten in Weizen zur Bestandesregulierung sinnvoll.
Auch auf leichten Standorten mit regelmäßiger Frühjahrstrockenheit ist eine frühe Einkürzung im Weizen sinnvoll.
Empehlungen von Wachstumsreglern in Weizen bis BBCH 30:
Wird die erste Maßnahme in BBCH 31/32 gesetzt, hat sich das erste Internodium schon etwas gestreckt. Der Wirkstoff Trinexapac hat dann vor allem eine stabilisierende Wirkung und vermindert die weitere Streckung des Internodiums. CCC wirkt in dieser Phase bereits auf das 2. Internodium, dass sich gerade zu strecken beginnt.
Trinexapac (z.B. Modan 250 EC) wirkt besonders gut bei hoher UV-Strahlung und Temperaturen ab ca. 12 °C.
Prodax (Trinexapac + Prohexadion) ist etwas stärker in der Einkürzungsleistung und hat geringere Temperaturansprüche.
Empfehlungen von Wachstumsregler in Weizen, Roggen und Triticale in BBCH 31/32:
Da sich Gerste ab Schossbeginn deutlich schneller entwickelt als Weizen oder Triticale, ist eine erste gut platzierte Maßnahme in BBCH 31/32 bei wüchsiger Witterung wichtig für die Stabilisierung der unteren Halmabschnitte. Die Anschlussmaßnahme sollte dann ca. 10-14 Tage später folgen, damit die Gerste sich nicht wieder „auswächst“.
Empfehlungen von Wachstumsregler in Gerste BBCH 31/32:
In dieser Phase sollte bestenfalls kein Wachstumsregler eingesetzt werden, weil sich in der „Großen Periode“ die Ähre ausbildet und sich im Längenwachstum befindet. Gegenüber Wachstumsreglern ist die sie dann am empfindlichsten, es können z.B. Stauchungen oder Deformationen auftreten. Eine Wachstumsregleranwendung mit z.B. Modan 250 EC ist nur zu empfehlen, wenn der Bestand z.B. aufgrund hoher Nährstoffverfügbarkeit oder ungünstiger Witterung zu weich ist und Lager droht.
Schossphase, große Periode (BBCH 32-37)
Aktuelle Situation in Weizen
Mit dem Fahnenblattschieben können Wachstumsregler im Rahmen der Einkürzungsstrategie den oberen Halmabschnitt stabilisieren und das Ährenknicken verhindern. In dieser Phase kommen vor allem die Wirkstoffe Trinexapac-ethyl und Prohexadion-Calcium zum Einsatz.
Empfehlungen von Wachstumsregler in Weizen und Triticale in BBCH 37/39:
Ethephon kommt vor allem in der Gerste zum Einsatz. Das Pedunkel (oberstes Halmglied direkt unter der Ähre) ist oft sehr lang und weich. Daher ist in dieser Kultur eine Maßnahme mit Ethephon sehr wichtig. Eine zusätzliche Anwendung von ca. 100g/ha Ethephon (0,2 l/ha Padawan Plus) in der Gerste in BBCH 49/51 kann das Ährenknicken zusätzlich verhindern und ist vor allem in Sorten mit einer mittleren bis hohen Anfälligkeit gegenüber Ährenknicken zu empfehlen.
In der Gerste ist neben der Lageranfälligkeit auch die Anfälligkeit gegenüber Halm- und Ährenknicken zu beachten. Die Wachstumsreglermaßnahmen können an die Eigenschaften der Sorten angepasst werden.
Empfehlungen von Wachstumsregler in Gerste und Roggen in BBCH 37/39: