Herbizide im Getreide

Im Herbst stehen bei der Herbizid-Anwendung im Getreide vor allem die Ungräser im Vordergrund. Die Anwendung von Bodenherbiziden bei möglichst guten Bedingungen mit hohen Wirkungsgraden entlasten die Frühjahrsprodukte. Diese sind meist Sulfonylharnstoffe oder DIM’s/DEN‘s, gegen die sich viele Ungräser inzwischen gut zur Wehr setzen können.

Zulassungen aktuell

Der Wirkstoff Isoproturon ist inzwischen nicht mehr zugelassen, die Aufbrauchfrist für IPU-haltige Produkte, wie z.B. Arelon Top oder Fenikan endet am 30.09.2017. Einige neue Produkte mit bekannten Wirkstoffen haben für den Herbst 2017 eine Zulassung bekommen.

Das neue Produkt Fence von Lotus Agrar ist eine SC Formulierung mit 480 g/l Flufenacet und entspricht damit dem Cadou SC. Fence hat eine Zulassung in Winterweizen und –gerste und zugleich sehr günstige Abstandsauflagen (NW 642= länderspezifischer Mindestabstand zu Gewässern), sowie keine Hangneigungs- oder Saumbiotopauflagen.

Ebenfalls hat Jura von der Firma Plantan kürzlich eine Zulassung bekommen. Jura (667 g/l Prosulfocarb + 14 g/l Diflufenican) ist eine Fertigformulierung aus Boxer und Diflanil. Jura eignet sich als Kombinationsprodukt zu anderen Gräserherbiziden und ist in allen Wintergetreidearten ab dem Vorauflauf zugelassen. Auflagen: NW 605: 90%= 5m; NW 800 (zw. 1.11. und 15.3. keine Anwendung auf drainierten Flächen), Hangneigung: NW 706; NT 145 (mind. 300 l Wasser, Abdriftminderung 90%), NT 146 (max. 7,5 km/h), NT 170 (max. 3 m/s Windgeschwindigkeit).

Pflanzenbau

Die Bekämpfung von Ungräsern im Herbst muss immer eine Kombination aus pflanzenbaulichen Maßnahmen sein. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Auswahl des Saattermines. Bei den derzeitigen, regional nassen Bedingungen ist der 10. September zur Aussaat schwer vorstellbar. Inzwischen hat sich jedoch in den letzten Jahren klar bestätigt, dass eine Verschiebung des Aussaattermis für Getreide in den Oktober einen sehr positiven Effekt auf die Verminderung des Ackerfuchsschwanzbesatzes der Fläche hat. Die Verträglichkeit der Bodenherbizide im Getreide kann verbessert werden, wenn das Saatkorn bei der Anwendung der Herbizide mind. 2,5 cm mit Erde bedeckt ist, auf leichten Böden 3 cm. Wenn es die Bedingungen zulassen, ist Walzen nach der Saat eine sehr gute Maßnahme, um Kluten zu brechen und damit die Voraussetzungen für die Wirkung der nachfolgenden Herbizid-Anwendung zu optimieren. Bodenfeuchtigkeit ist entscheidend für die Wirkung der Herbizide. Sind diese Bedingungen nach der Aussaat gegeben, ist eine Vorauflaufbehandlung wegen der besseren Wirkungsgrade vorzuziehen.

Auflagen

Neben den Gewässerabstandsauflagen, Saumbiotopauflagen oder Drainageauflagen haben die meisten Bodenherbizide im Herbst auch Hangneigungsauflagen. Zwischen behandelten Flächen mit einer Hangneigung von > 2% und Oberflächengewässern muss ein bewachsener Randstreifen vorhanden sein, der je nach Auflage 5-20m breit sein muss (NW701=10m, NW 705=5m, NW 706=20m). Bei Mulch- oder Direktsaat entfällt die Auflage. Folgende Produkte haben diese Auflage nicht: Boxer, Roxy, Sumimax, Vertix, Picona, Axial 50, Traxos, Lexus, Pointer SX und jetzt auch Fence.

Empfehlung für Standorte mit Windhalm, inkl. Ausfallraps, Kornblume

  • 0,8 l/ha Bacara Forte (bei Klette 1,0 l/ha) + 20 g/ha Pointer SX oder 15 g/ha Tribun 75 WG
    (NW 605: 90% = ländersp.; NW 701: Randstr. Hangn. 10m; NT 102; NW 800)
  • 2,5 l/ha Malibu + 20 g/ha Pointer SX oder 15 g/ha Tribun 75 WG
    (NW 605: 90% = 5m; Pendimathalin Auflagen: NT145,146,170; NW 701: Randstr. Hangn. 10m)
  • 0,4 l/ha Herold SC + 20 g/ha Pointer SX oder 15 g/ha Tribun 75 WG
    (NW 607: 90% = 5m; NW 706: Randstr. Hangn. 20m; NT 102)


Empfehlung für leichtere Böden mit geringem Druck an Ungräsern und –kräutern

  • 0,2 l/ha Diflanil + 2,0 l/ha Lentipur 700 (Chlortoluron)
    (NW 607: 90% =10m; NG 405: nicht auf drain. Flächen, nur Gerste u. Weizen (Sortentoleranz beachten); Randstr. Hangn. 20m; NT 108)
  • 2,0 l/ha Trinity (nur bei schwachem Windhalmbesatz)
    (NW 607: 90% = 5m; NW 706: Randstr. Hangn. 20m; NW 800, NG 337: kein weiteres CTL-Produkt auf der Fläche)
  • 135 g/ha Absolute M + 1,0 l/ha Lentipur 700 (Chlortoluron)
    (NW 605: 90%=*; nicht auf drain. Flächen, nicht in Gerste; in Weizen Sortentoleranz beachten; NW 706: Randstr. Hangn. 20m)

Achtung: einige Weizensorten sind nicht chlotoluronverträglich, dazu gehören u.a. auch bekannte Sorten wie Benchmark, Bergamo, Biscay, Famulus, Gustav, Lear, Magister, Magnus, Primus, RGT Paddington, Rubisko, Tabasco.

Empfehlung für Standorte mit Ackerfuchsschwanz

  • 0,75 l/ha Bacara Forte + 0,3 l/ha Cadou SC (im Cadou Forte Set)
    (NW 605: 90% = ländersp.; NW 701: Randstr. Hangn. 10m; NT 102; NW 800)
  • 0,3 l/ha Herold SC + 2,0 l/ha Malibu
    (NW 605: 90% = 5m; Pendimathalin Auflagen: NT145,146,170; NW 701: Randstr. Hangn. 10m)
  • 0,6 l/ha Herold SC
    (NW 605: 90% = 5m; Randstr. Hangn. 10m)
  • 2,0-3,0 l/ha Boxer (Roxy 800 EC) (NW 605: 90% = ländersp.; Prosulfocarb Auflagen)
    Dient als Zusatz bei schwer bekämpfbarem Ackerfuchsschwanz, fördert deren Aufnahme und Wirkung, zudem trägt es zur Resistenzvorsorge bei.

Atlantis WG möglichst nur im Frühjahr zur Nachbehandlung von Ackerfuchsschwanz einsetzen, die Herbstanwendung mit 400 g/ha sollte die absolute Ausnahme bleiben.

Empfehlung für Standorte mit > 2% Hangneigung am Gewässer

  • 50 g/ha Sumimax + 63 g/ha Vertix (im Sumimax-Vertix Pack)
    (NW 605: 90% = ländersp. Mindestabstand; nur in Weizen, gut für Spätsaaten; erfasst auch Kornblume, Mohn und Storchschnabel)

Stand: 2018