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Grünland-Tipps: Neuansaat im Herbst sorgt für höhere Erträge

Für die erfolgreiche Milchviehhaltung sind kräftige Grünlandbestände eine der wichtigsten Voraussetzungen: Hohe Erträge und gute Qualitäten bedingen eine optimale Grasnarbe. Doch mit der Nutzungsdauer der Grasnarbe sinkt das Ertragsniveau und die Futterqualität verschlechtert sich. Deshalb unser Tipp: Prüfen Sie jetzt die Grasnarbe bei allen älteren Beständen genau. Wenn der Grünlandbestand so stark beschädigt ist, dass eine Neuansaat erfolgen sollte, dann bietet sich der Spätsommer von Mitte August bis Mitte September am besten dafür an. Vorausgesetzt, der Standort ist nicht von der aktuellen Trockenheit betroffen.

Welches Saatgut sollten Sie einsetzen? Hier gilt der Grundsatz: Standort und Nutzungsintensität bestimmen die Saatgut-Mischung. Die myAGRAR-Fachberater erklären in diesem Fachtext die wichtigsten Punkte für die Auswahl und geben zudem Hinweise, wie Sie Ihr Grünland optimal auf die Wintermonate und folgende Saison vorbereiten.

Warum sollte eine Neuansaat im Herbst erfolgen?

Die Etablierungssicherheit einer Neuansaat ist im Spätsommer und Herbst größer und besser gegeben als im Frühjahr. Außerdem kann die neue Ansaat in der kommenden Saison viel früher genutzt werden. Der Boden kann sich über die Herbst- und Wintermonate setzen und Unkraut stellt einen deutlich geringeren Konkurrenzfaktor dar. Durch den ersten Aufwuchs im Frühjahr kann ein nahezu gleicher Ertrag wie im Vorjahr erzielt werden – und das mit höchster Qualität. Fazit: Mit einer Neuansaat im Herbst wird der Grundstein für gute Ertragsleistungen bei der Grassilage im Folgejahr gelegt. Damit stellen Sie die Futterverfügbarkeit auf eine sicherere Basis.

Konkrete Tipps, wann eine Nachsaat oder Neuansaat sinnvoll ist, geben unsere Fachberater hier:

Tipps für die richtige Technik bei einer Reparatursaat finden Sie in folgendem Beitrag:

Mit Qualitätsmischungen langfristig punkten

Auch für die Grünlandreparatur empfehlen Fachleute, speziell hierauf ausgerichtete Qualitätsmischungen einzusetzen. Nur so lässt sich sowohl bei der Nach- als auch bei der Neuansaat der neueste Zuchtfortschritt auf die Fläche bringen. Aufgrund des guten Futterwerts zählt Weidelgras zu den wichtigsten Komponenten.

Auf Kälteverträglichkeit und Widerstandsfähigkeit der Gräsermischung achten

Wie ist der Witterungsverlauf an Ihrem Standort? Die verschiedenen Grasarten und Grassorten reagieren unterschiedlich auf tiefe Temperaturen und damit auf Kälte. Wiesenrispe, Wiesenschwingel und Wiesenlieschgras sind beispielsweise äußerst kälteresistent, weshalb sie sich auf kalten Standorten besonders anbieten. Während die Wiesenrispe ihr Wachstum einstellt, wächst das Weidelgras auch im Winter langsam weiter.

Starke Sortenunterschiede hinsichtlich der Kälteverträglichkeit gibt es vor allem beim Deutschen Weidelgras. So sind einige Sorten vergleichsweise kältebeständig und andere zum Beispiel gegen Schneeschimmel resistent. Achten Sie bei der Zusammensetzung Ihrer Grünlandmischungen deshalb immer auf die für Ihre Region gegebenen Empfehlungen.

Auswahl der Mischung hängt vom Standort und der Nutzungsintensität ab

Auf welche Aspekte sollte man bei der Auswahl der Gräsermischung konkret achten? Für eine längere Nutzungsdauer sollte man auf ausdauernde Grasarten wie Deutsches Weidelgras, Wiesenschwingel und Wiesenlieschgras setzen. Mit Blick auf die Nutzungsintensität gilt: Je intensiver die Nutzung, desto höher sollte der Weidelgrasanteil in der Saatgutmischung sein. Das Deutsche Weidelgras sorgt für einen massigen Aufwuchs und bietet eine hohe Futterqualität, ist konkurrenzstark und auch bei häufigen Schnitten ausdauernd. Deshalb ist es in den intensiven Milchviehregionen Norddeutschlands sehr beliebt. In der Weidenutzung ist es zudem trittfest. Seine Grenzen hat es vor allem in Trockenphasen auf sandigen Böden und bei längerer Schneebedeckung. Auf trockenen Standorten kommt das Knaulgras sehr gut klar. Es stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden und das Klima und gilt sogar als dürrefest. Für Weiden ist es allerdings nicht optimal.

Widerstandsfähige Gräser für Problemstandorte

Auf schwierigen, kälteren Standorten sowie im Niedermoor oder im Mittelgebirge können als Alternative zum Deutschen Weidelgras sehr widerstandsfähige Gräser wie beispielsweise das Wiesenlieschgras ihre Stärken ausspielen. Es bietet dort sichere und oft auch recht gute Erträge. Wiesenlieschgras ist allerdings gegenüber Trockenheit empfindlich. Eine Schwäche ist die langsame Jugendentwicklung. Deshalb sollte eine Neuansaat möglichst früh und bestenfalls noch im August erfolgen.

Wenn das Grünland vorwiegend als Mähweide genutzt werden soll, ist es sinnvoll, eine Mischung mit Weißklee zu wählen, um die Trittfestigkeit der Narbe zu erhöhen. Hier empfiehlt sich die Qualitätsmischung G II Dauerweide mit Klee. Diese Mischung setzt zu beinahe gleichen Teilen auf Wiesenschwingel, mittelreifendem Deutschen Weidelgras, spätreifendem Weidelgras, frühreifendem Weidelgras sowie Wiesenlieschgras und geringeren Anteilen an Knaulgras und Weißklee. Für die Neuansaat von Grünland mit intensiver Bewirtschaftung bietet sich als Alternative die Qualitätsmischung G III o Wechselgrünland ohne Klee an.

Guter Start für die Neuansaat

Fazit: Die Auswahl der passenden Mischung ist der erste Schritt, um Grünland über mehrere Jahre auf einem guten Stand zu halten. Der optimale Zeitpunkt für die Einsaat ist abhängig von den erledigten Vorarbeiten und einer gegebenenfalls nötigen Narbenabtötung mit entsprechender Wartezeit sowie von der gewählten Mischung. Meist ist deshalb ein Termin etwa Ende August bis Anfang September optimal. Wichtig ist, dem jungen Bestand einen guten Start zu geben. Je nach Aufwuchsverlauf und Unkrautdruck sollte deshalb bei Bedarf eine Nachbehandlung gegen auflaufende Unkräuter erfolgen, um den Konkurrenzdruck nicht zu groß werden zu lassen.

Ackergras: Ertrag steht im Vordergrund

Bei der Auswahl der richtigen Grasmischung gibt es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Ackergras und Grünland. Bei Ackergras-Mischungen steht der schnelle Ertrag im Vordergrund, deshalb setzt man vorrangig auf ertragsstarke Sorten. Das Kriterium Ausdauerleistung steht hier im Vergleich zum Grünland klar weiter hinten. Beim einjährigen Ackergras passt entsprechend für alle Böden die Qualitätsmischung A II mit zwei Drittel Welsches Weidelgras und einem Drittel einjährigem Weidelgras. Für die zwei- und mehrjährige Mischung mit einem hohen Ertragsanspruch ist dagegen die Qualitätsmischung A V spät mit 80 Prozent Deutsches Weidelgras mittel und 20 Prozent Deutsches Weidelgras spät eine gute Wahl.

Wertvolle Vorteile des Kalkens nutzen

Grünlandflächen werden oftmals unzureichend gekalkt. Das Problem: Eine Unterversorgung kann das Ertragspotential deutlich einschränken. Sowohl für die Pflanze als auch für den Boden stellt Kalk einen wertvollen Nährstoff dar. Über Kalk lässt sich der pH-Wert steuern und insbesondere bedeutende Kleearten entwickeln sich nur in einem bestimmten pH-Wert-Bereich bestmöglich. Außerdem trägt Kalk als Mineralstoff zur Gesunderhaltung der Tiere bei. Das Kalken ist zu nahezu jeder Jahreszeit möglich, bietet sich allerdings im Herbst bei guter Befahrbarkeit besonders an.  

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Das Wichtigste in Kürze:

✅ Warum wird Grünland im Herbst neu gesät?

Eine Neuansaat im Grünland sollte vor allem deshalb im Spätsommer oder Herbst erfolgen, weil Temperaturen und Niederschläge dann noch optimal genutzt werden können. Außerdem fällt der Unkrautdruck zu dieser Zeit deutlich geringer aus als im Frühjahr. Im Folgejahr kann dann bereits beim ersten Schnitt für Grassilage mit einer nahezu vollen Ertragsleistung gerechnet werden.

Welche Gräsermischung sollte für die Neuansaat gewählt werden?

Die Wahl der Mischung für eine Neuansaat soll sich gezielt an den Bedingungen am jeweiligen Standort sowie an der Nutzungsart, der Nutzungsintensität und der Düngungsintensität orientieren.


Weiterer Fachbeitrag zum Thema:

Top-Ertrag: Richtige Pflege und Unkrautbekämpfung im Grünland!

Gerade die aktuelle Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands schwächt die ertragsrelevanten Arten des Dauergrünlands und fördert Unkräuter wie Ampfer und Distel. Aus diesem Grund ist eine effektive Herbizidstrategie erforderlich. Sie geht Hand in Hand mit der richtigen Pflege der Wiesen. Eine bessere Futterqualität und ein höherer Ertrag sind die Rendite bei einer erfolgreichen Umsetzung. Wie und mit welchen Mitteln Ihnen das gelingt erfahren Sie in unserer folgenden Beratung.

Stand: 17.08.2022