Getreideherbizide

Während im Süden Deutschlands bereits sehr frühlingshafte Temperaturen vorhergesagt sind, wird es im Norden wohl noch etwas durchwachsen bleiben. Sobald die Nächte dauerhaft forstfrei sind, wird sich zeigen, wie die Kulturen die letzten Wochen mit dem starkem Frost überstanden haben. Da es bereits vor der Dauerfrostperiode mit zweistelligen Minustemperaturen länger kalt war, bleibt zu hoffen, dass die meisten Bestände schon etwas abgehärtet waren und die Schäden sich in Grenzen halten. Die ersten Pflanzenschutzmaßnahmen, die im Getreide anstehen, werden Herbizidmaßnahmen gegen Gräser und Unkräuter sein.

Bekämpfung von Ungräsern und Unkräutern im Getreide

Aufgrund der ungünstigen Bedingungen im Herbst sind viele Getreideflächen noch gar nicht mit Herbiziden behandelt worden. Hier bietet es sich an, Produkte oder Produktkombinationen einzusetzen, die neben einer guten Gräserwirkung auch die dikotylen Unkräuter mit abdecken.
Es stehen für das Frühjahr 2018 einige neue Produkte im Getreide zur Verfügung. Aktuell hat das Herbizid Avoxa von der Firma Syngenta eine Zulassung in Winterweizen, -roggen und –triticale erhalten. Avoxa enthält die Wirkstoffe Pinoxaden (33,3 g/l) und Pyroxsulam (8,3 g/l) und ist mit 1,35 l/ha gegen Windhalm und Flughafer, sowie mit 1,8 l/ha gegen Ackerfuchsschwanz, Weidelgras, Trespe und div. Unkräuter zugelassen. Die Ackerfuchsschwanzwirkung beschränkt sich allerdings auf die sensitiven Typen, schwer bekämpfbarer Ackerfuchsschwanz, bei dem auch schon Atlantis Probleme hat, wird sich auch durch Avoxa nicht wirksam bekämpfen lassen.

Neu sind auch zwei Herbizide der Firma DOW. Beide enthalten den neuen Wirkstoff Arylex. Pixxaro enthält neben Arylex (12 g/l) den Wirkstoff Fluroxypyr (280 g/l) und wird mit 0,5 l/ha in Winter- und Sommergetreide eingesetzt. Schwerpunkt ist neben einer sehr schnellen und sicheren Wirkung gegen Klette auch die breite Wirkung gegen Erdrauch, Gänsefuß, Hohlzahn, Taubnessel und Vogelmiere.
Zypar ist eine Kombination aus Arylex (6 g/l) und Florasulam (5 g/l), die Aufwandmenge beträgt 1,0 l/ha in Winter- und Sommergetreide. Zypar besitzt eine breite Wirkung auf viele Unkräuter, inkl. Storchschnabel und Windenknöterich. Leider haben beide Arylex-Produkte die Auflage NG 405 und dürfen auf drainierten Flächen nicht eingesetzt werden.

Empfehlungen zur Bekämpfung von Ungräsern und Unkräutern im Getreide, Frühjahr

Schwer bekämpfbarer Ackerfuchsschwanz in Winterweizen 500 g/ha Atlantis WG + 1,0 l/ha FHS + 30 l/ha AHL (oder 10 kg/ha SSA)
ab 16.03. einsetzbar auf drainierten Flächen
oder in Roggen, Triticale 300 g/ha Atlantis WG + 0,6 l/ha FHS + 30 l/ha AHL (oder 10 kg/ha SSA)
Ackerfuchsschwanz in Wintergerste 1,2 l/ha Axial 50 EC

Windhalm + Unkräuter (Weizen, Roggen, Triticale)

130 g/ha Broadway + 0,6 l/ha FHS
oder 1,35 l/ha Avoxa + z.B. 100 ml/ha Saracen
oder 200 ml/ha Husar Plus (erfasst auch Weidelgras und jährige Rispe)
Ackerfuchsschwanz (sensitiv), Weidelgras, Trespe + Unkräuter (Weizen, Roggen, Triticale) 220 g/ha Broadway + 1,0 l/ha FHS
oder 1,8 l/ha Avoxa + z.B. 100 ml/ha Saracen


Empfehlungen zur Bekämpfung von Unkräutern im Getreide, Frühjahr:

Breite Mischverunkrauterung mit Vogelmiere, Kamille, Ausfallraps, Klette 75 - 150 ml/ha Saracen
oder 50 g/ha Pointer Plus
Wie oben inkl. Mohn, Kornblume, Knöterich, stumpfer Ampfer 1,0 - 1,5 l/ha Ariane C
Kamille, Ausfallraps, Stiefmütterchen, Hundskerbel 35 g/ha Dirigent SX / 20 g/ha Boudha + 0,5 l/ha Fluroxane (inkl.) Klette
oder 50 g/ha Artus (inkl. Ehrenpreis)

 

Ackerfuchsschwanz im Weizen

Hier stellt sich zunächst die Frage nach dem günstigsten Termin für die Bekämpfung von hartnäckigem Ackerfuchsschwanz mit Atlantis WG in diesem Frühjahr. Entscheidend für eine gute Wirkung ist, dass sich der Ackerfuchsschwanz in Wachstumslaune befindet. Erkennbar ist das an den kleinen, weißen Wurzelspitzen, die sich bei ansteigenden Temperaturen bilden. Wenn diese sichtbar sind und das Wetter wüchsiger wird, dann ist der richtige Termin für die Bekämpfung gegeben. Der Ackerfuchsschwanz wird vermutlich eher anfangen zu wachsen als der Weizen. Es stellt sich daher auch die Frage, ob die Atlantis Anwendung dem aus dem Winter und der Nässe geschwächten Weizen zu sehr schadet. Bei schwer bekämpfbarem Ackerfuchsschwanz wird man dieses Risiko eingehen müssen, denn je weiter entwickelt der Ackerfuchsschwanz ist, desto schlechter werden die Wirkungsgrade.

Folgendes ist bei der Ackerfuchsschwanzbekämpfung mit Atlantis (außerdem) zu beachten:

  • Volle Aufwandmenge von 500 g/ha Atlantis WG + 1,0 l/ha FHS auf drainierten Flächen ab 16.3.
  • Der Zusatz von 30 l/ha AHL oder 10 kg/ha SSA verstärkt die Wirkung
  • Anwendung bei hoher Luftfeuchtigkeit (Spritzungen in die frühen Morgenstunden verlegen)
  • Für eine gute Benetzung der Pflanze sorgen: Ausreichende Wassermengen (min. 200 l/ha Wasser) mit feintropfigen Düsen, am besten mit Doppelflachstahldüsen ausbringen
  • Reihenfolge der Spritzbefüllung
    1. Spritze mit Wasser halb befüllen
    2. Atlantis WG einfüllen
    3. FHS Genapol einfüllen
    4. AHL einfüllen
    5. Spritze mit Wasser auffüllen!

Warum? Atlantis WG löst sich besser bei pH > 6, deshalb zuerst in die Spritze, damit sich das Produkt lösen kann. AHL und der Formulierungshilfsstoff wirken etwas versauernd, das fördert dann aber die Aufnahme in die Pflanze.

Am besten sollte die Atlantis-Anwendung, wie oben beschrieben, ohne weitere Mischungspartner erfolgen, denn für die Wirkung ist entscheidend, dass die Anwendungsbedingungen auf die Maßnahme abgestimmt sind. Weitere Zusätze können zu Lasten der Wirksamkeit und Verträglichkeit gehen. In Roggen und Triticale kann ebenfalls Atlantis WG eingesetzt werden, aufgrund der Verträglichkeit aber nur max. 300 g/ha Atlantis WG + 0,6 l/ha FHS.

Ackerfuchsschwanz in der Gerste

Wo noch gute Wirkungsgrade zu erwarten sind, kann Ackerfuchsschwanz in der Gerste jetzt noch zügig mit 1,2 l/ha Axial 50 EC bekämpft werden. Auch hier sollten möglichst keine weiteren Herbizide zugemischt werden. Die Maßnahme sollte so früh wie möglich erfolgen, auch Behandlungen bei Frost sind möglich.

Stand: 2018