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Fungizide & Insektizide im Getreide

Der Mai startet in diesem Jahr kühl und wechselhaft. Die meisten Weizenbestände befinden sich zur Zeit zwischen BBCH 32 / 33, auf einigen Flächen schiebt bereits das Fahnenblatt. Im Laufe der letzten beiden Wochen sind vielfach Fungizidspritzungen im Weizen gefallen, deren Wirkungsdauer je nach Produkt und Aufwandmenge auf 10-14 Tage begrenzt ist. Mit dem Schieben des Fahnenblattes sind daher die Infektionsbedingungen genau zu beobachten, um die beiden ertragsrelevanten Blattetagen in den nächsten Wochen zu schützen. Bleibt das Wetter unbeständig, sind weitere Septoria-Infektionen möglich (je nach Temperatur ca. 24 - 36 Blatt-Stadium Blattnässedauer). Ausgehend von Stroh-, bzw. Stoppelresten kann es im Weizen zu Infektionen mit DTR kommen. Die Krankheit ist erkennbar an hellbraunen, rundlichen Flecken mit einem dunklen Infektionspunkt in der Mitte. Später bildet sich ein gelber Hof um den Fleck. Propiconazol (Achat, Bolt XL) ist ein wirksames Azol gegen diesen Pilz. Der Wirkstoff kann in diesem Jahr letztmalig eingesetzt werden, da die Aufbrauchfrist am 19. März 2020 endet.

Um eine ausreichende Dauerwirkung zu erzielen, hat sich im Fahnenblattstadium der Einsatz carboxamidhaltiger Produkte bewährt. Zu diesem Zeitpunkt kann die gute Wirksamkeit dieser Mittel am besten genutzt werden. Die Wahl der Produkte richtet sich vor allem nach der Vorbehandlung. Ein Wirkstoffwechsel ist unbedingt anzustreben. Sind beispielsweise bisher prothioconazolhaltige Produkte zum Einsatz gekommen, sollten jetzt beispielsweise epoxiconazolhaltige Carboxamide angewendet werden und umgekehrt. Aufwandmengen können je nach Sorte und Witterung angepasst werden. Aufwandmengenreduktionen unter 75% gehen deutlich zu Lasten der Dauerwirkung und der Kurativität. Die Anfälligkeit der angebauten Sorte ist zu beachten. Anfällige Sorten wie beispielsweise Tobak, Benchmark, Rumor oder RGT Reform benötigen robustere Aufwandmengen und stärkere Produkte als gesündere Sorten wie beispiesweise Chevignon, Bosporus oder Boss.

Neu zugelassen ist in diesem Jahr das Mittel Gigant. Gigant enthält 125 g/l Isopyrazam + 150 g/l Prothioconazol und ist in Weizen, Gerste, Roggen und Triticale mit 1,0 l/ha zugelassen. Gigant besitzt zudem günstige Gewässerauflagen (NW 605: 75%= länderspez. Mindestabstand). Die Stärken des Produktes im Weizen liegen in der Protektivwirkung gegen Septoria und Rost.

Empfehlungen carboxamidhaltiger Fungizide in Weizen in BBCH 37 - 39:

  • 1,0 - 1,5 l/ha Ascra Xpro (NW 605: 90% = 5m, NW 701: nur bei 1,5 l/ha) oder
  • 0,8 - 1,0 l/ha Siltra Xpro (im Siltra Talius Pack) (NW 605: 75% = *, NW 701) oder
  • 1,5 - 2,0 l/ha Adexar (NW 605: 75% = *, NW 706) oder
  • 0,8 - 1,0 l/ha Elatus Era + 0,26 – 0,33 l/ha Sympara (NW 605: 90% = 5m) (NW 605: 90% = *, NW 701) oder
  • 0,8 - 1,0 l/ha Gigant (NW 605: 75% = *)

Bei Gefahr von DTR: Zusatz von 0,5 l/ha Achat / Bolt XL (NW 642 = ländersp. Mindestabstand)
Die Fungizidmaßnahmen können mit anstehenden Wachstumsreglermaßnahmen kombiniert werden. Je nach Vorlage und Sorte kann beispielsweise 0,2 l/ha Moddus / Modan, 0,5 l/ha Medax Top + 0,5 l/ha Turbo oder 0,5 kg/ha Prodax eingesetzt werden.

Fungizidbehandlung im Roggen

Je nach Region schiebt der Roggen gerade das Fahnenblatt. Teilweise steht er auch kurz vor dem Ährenschieben. Roggen kann zudem spät noch sehr lang werden. Eine Wachstumsreglermaßnahme in BBCH 37 - 39 ist in den meisten Fällen notwendig. Die Produkte und Aufwandmengen sind identisch wie im Weizen.

Braunrost tritt im Roggen häufig spät auf. Hier sind Produkte mit sehr langer Dauerwirkung gefragt, da die Phase vom Ährenschieben bis zur Abreife im Roggen sehr lang ist. Der günstigste Einsatzzeitpunkt für die fungizide Abschlussbehandlung liegt kurz vor dem Ährenschieben.

Empfehlungen zur Abschlussbehandlung mit Fungiziden gegen Braunrost in Roggen in BBCH 51 / 55:

  • 1,0 l/ha Elatus Era + 0,33 l/ha Sympara (NW 605: 90% = 5m) (NW 605: 90% = *, NW 701) oder
  • 2,0 l/ha Ceriax (NW 605: 90% = *) oder
  • 1,0 l/ha Seguris + 1,0 l/ha Metacur (=Caramba) (NW 605: 75% = *) (NW 605: 90% = *)

Thripse und Getreidehähnchen im Getreide

In den letzten Tagen sind vermehrt Thripse in den Getreidebeständen festzustellen. Die kleinen Insekten sitzen in den oberen Blattscheiden. Die erwachsenen Tiere sind schwarz und die Larven eher blassgrün. Beide saugen an den Blattscheiden und Kornanlagen des Getreides. Die Bekämpfung der Thripse ist schwierig, da sie bereits an noch nicht geschobenen Ähren saugen und schwer durch Insektizide zu erfassen sind. Die Schadensschwelle liegt bei noch nicht geschobener Ähre bei ca. 3 Thripse je oberer Blattscheide, ab dem Ährenschieben bei 10 Thripse pro oberer Blattscheide.

Ebenfalls vermehrt finden sich erwachsene Getreidehähnchen und deren Eier in den Beständen, vor allem auch im Sommergetreide. Die erwachsenen Tiere richten keinen großen Schaden an. Allerdings sollte die Entwicklung der Larven beobachtet werden. Ebenso sind bereits viele Nützlinge in den Beständen zu finden (Marienkäfer, Schlupfwespe, etc.), so dass eine Bekämpfung nicht vorzeitig erfolgen sollte. Erst wenn auf dem Fahnenblatt ab BBCH 39 / 49 die Bekämpfungsschwelle von ca. 0,5 - 1 Larve pro Blatt überschritten wird, ist eine Maßnahme anzudenken.

Zugelassene Produkte gegen Thripse und Getreidehähnchen bei Überschreiten der Bekämpfungsschwelle:

  • 75 ml/ha Karate Zeon (NW 607: 90% = 5m, NT 108)
  • 150 g/ha Hunter (NW 605: 90% = 5m, NT 108)

Blattläuse im Hafer

Im Hafer sind bereits erste Blattläuse zu sehen. Bei den kühlen Bedingungen sind die Läuse zur Zeit vermutlich eher träge. Die Bestände sollten aber mit steigenden Temperaturen beobachtet werden, denn die Läuse sind auch Virusüberträger im Hafer. Auch hier gilt es, die Nützlinge zu berücksichtigen. Marienkäfer findet man ebenfalls in den Beständen. Wenn eine Bekämpfung notwendig wird, sollte auf nützlingsschonende Produkte zurückgegriffen werden. In Wintergetreide sind die Saugschäden durch Blattläuse vor dem Ährenschieben meist nicht relevant.

Bekämpfung von Blattläusen (als Virusüberträger) im Hafer:

  • 200 g/ha (über 15°C) – 300 g/ha (unter 15°C) g/ha Pirimor Granulat (NW 609: 5m)

Stand: 2019