Situation SommergetreideSituation Sommergetreide

Einfluss Sulfonylharnstoffen

Ungräser und Unkräuter werden im Getreide im Frühjahr in der Regel mit Sulfonylharnstoffen bekämpft. Die extrem trockenen Bedingungen in diesem Frühjahr können dazu führen, dass nachgebauter Raps durch nicht vollständig abgebaute Sulfonylharnstoffe im Boden geschädigt wird. Der Abbau der Sulfonylharnstoffe im Boden kann über mikrobielle und/oder chemische Prozesse (Hydrolyse) erfolgen. Bei Trockenheit ist der mikrobielle Abbau eingeschränkt.

Praktische Probleme können bei einer Anhäufung mehrerer Risikofaktoren auftreten, wie eine sehr späte Anwendung im Frühjahr durch langen Winter, extreme Trockenheit nach Applikation und die relativ hohe intrinsische Sensitivität von einigen Kulturpflanzen wie Raps gegenüber bestimmten Wirkstoffen. Dies könnte in weiten Teilen Deutschlands in diesem Jahr der Fall sein.

Nicht alle Sulfonylharnstoffe sind davon gleichermaßen betroffen. Vorsicht ist vor allem geboten, wenn im Frühjahr die Wirkstoffe Metsulfuron oder Iodosulfuron eingesetzt wurden. Iodosulfuron ist Bestandteil von beispielsweise Atlantis WG oder Husar Plus. Metsulfuron kommt unter anderem in den Produkten Pointer Plus, Dirigent SX, Concert SX, Ergon, oder Thimet vor. Beide Wirkstoffe werden nur gering an Bodenteilchen gebunden, wirken sehr gut auf Raps und besitzen eine gute Wasserlöslichkeit. Das heißt sie können vom Raps leicht aufgenommen werden und sind bei den trockenen Bedingungen seit der Anwendung in der oberen Bodenschicht vermutlich noch nicht vollständig abgebaut. Zudem ist der Wirkstoff Metsulfuron ein Metabolit von Iodosulfuron. Besonders kritisch ist es daher beispielsweise, wenn im Weizen zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung im Frühjahr Mischungen aus Atlantis WG Plus einem metsulfuronhaltigen Produkt, wie beispielsweise Concert SX eingesetzt wurden.

Bei einer Frühjahrsanwendung von Tribenuron (z.B. Pointer SX, Tribun 75 WG), Thifensulfuron (Refine Extra SX) oder Florasulam (Saracen, Ariane C) ist die Gefahr der Schädigung beim nachgebauten Raps nicht so hoch. Sie werden entweder stärker an Bodenteilchen gebunden und stehen damit für den Raps nicht zur Verfügung, werden auch bei trockenen Bedingungen schneller abgebaut oder haben eine geringe Aktivität auf den Raps. Bei Mischprodukten mit mehreren Wirkstoffen verstärkt sich allerdings auch bei diesen Wirkstoffen die Gefahr einer Schädigung. Bei den gräserwirksamen Produkten Axial 50 EC, Traxos, oder Broadway ist das Nachbaurisiko gering.

Mögliche Einschränkungen sind in der Gebrauchsanleitung der einzelnen Produkte aufgeführt.

Was ist zu tun?

Mittel eines „Kressetestes“ kann eine mögliche Gefährdung untersucht werden. Dazu kann man eine ca. 5cm dicke Bodenschicht in einen Pflanztopf geben, Kresse einsäen und regelmäßig wässern. Wenn die Fläche nicht zu weit vom Betrieb entfernt ist, kann die Kresse auch direkt auf der Fläche ausgesät werden. Kresse ist sehr empfindlich und wird bei vorhandenem Sulfonylharnstoff im Boden schnell mit Schäden reagieren. Wenn noch genügend Zeit bis zur Rapsaussaat bleibt, sollte der Test auch mit Rapssamen durchgeführt werden.

Wenn eine Schädigung zu erwarten ist, sollte entweder kein Raps auf der Fläche angebaut werden oder zumindest eine tiefe Bodenmischung erfolgen. Dazu eignet sich ein gut mischendes Gerät (20-25 cm) besser als ein tieflockerndes (30cm). Die gute Durchmischung mit einem Grubber kann auch Vorteile gegenüber dem Pflug haben, der die entsprechenden Schichten (und damit das Problem) nur nach unten verlagert (wendet). Ein Restrisiko ist jedoch auch nach einer gut mischenden Bodenbearbeitung nicht auszuschließen.

Stand: 2018