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Kartoffelmarkt-Diskussionen: Wie klein ist die Kartoffelernte wirklich?

Die Kartoffelernte neigt sich in Deutschland dem Ende zu. Inzwischen liegen bereits die offizielle Ernteschätzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) und verschiedene Einschätzungen seitens des Kartoffelhandels und der Landwirtschaft vor. myAGRAR hat die Meinungen der Marktbeteiligten kompakt zusammengestellt. Die vorläufige Bilanz ist wenig überraschend: Trotz einer nach dem Corona-bedingten Einbruch wieder deutlich ausgeweiteten Anbaufläche wird die Ernte 2022 insgesamt wohl deutlich niedriger ausfallen als im Vorjahr. Einig ist sich die Branche auch darin, dass die jüngsten Niederschläge für Ertragszuwächse zu spät gekommen sind. Gleichwohl hat der Regen in den letzten Wochen vielerorts immerhin zu verbesserten Erntebedingungen geführt. Das wird sich positiv auf die Qualität der geernteten Kartoffeln auswirken.

Wieviel kleiner die Kartoffelernte tatsächlich sein wird, ist noch nicht klar. Das liegt nicht nur daran, dass die Kartoffelroder in vielen Regionen noch laufen, sondern auch an der sehr frühen Bekanntgabe der offiziellen Ernteschätzung des BMEL am 21. September. Diese erfolgte auf der Basis von nur 44 Prozent der 700 für die offizielle Ermittlung eigentlich heranzuziehenden Flächen. Der deutsche Kartoffelhandel sieht dies laut des Newsletters der Agrarzeitung als verfrüht und damit fachlich fragwürdig an.

Offizielle Ernteschätzung des BMEL: Fünf Prozent unter mehrjährigem Durchschnitt

Das BMEL veröffentlichte die folgende Ernteschätzung: „Nach ersten Auswertungen sinkt die Erntemenge 2022 auf rund 10,3 Millionen Tonnen und damit um voraussichtlich neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr bzw. um fünf Prozent im Vergleich zum mehrjährigen Durchschnitt. Laut vorläufiger Zahlen konnten im bundesdeutschen Durchschnitt etwa 38 Tonnen pro Hektar geerntet werden, das entspricht einem Rückgang von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und acht Prozent im Vergleich zum mehrjährigen Durchschnitt. Die Ursache liegt in den überdurchschnittlich heißen und trockenen Sommermonaten. Vor allem bei Kartoffeln, die nicht bewässert wurden, kam es zu Ernteeinbußen.“

Enttäuschend niedrige Erträge sprechen für kleine Ernte

In der Einschätzung, dass die Trockenheit bis hin zur Dürre in Kombination mit der Hitze in vielen Regionen die Kartoffelerträge erheblich gebremst hat, sind sich alle Beteiligte einig. Die große Frage ist, wie stark die bundesweite Kartoffelernte als Ganzes dadurch reduziert wird. Christoph Hambloch, langjährig erfahrener AMI-Marktexperte, kommt in seinem Marktbericht in der aktuellen top agrar-Ausgabe Nr. 10 zum Schluss: „Das Hauptproblem sind aber die enttäuschend niedrigen Erträge. Oft ist von 20 % weniger die Rede.“ Er berichtet von Hochrechnungen, die auf eine Erntemenge von 9,5 Mio. Tonnen kommen. Bei der Kartoffelherbstbörse am 28. September sprachen die Pessimisten laut Agrarzeitung sogar von nur 9,3 Mio. Tonnen – das wären dann schon eine Million Tonnen weniger als laut BMEL zu erwarten sind. 

Einschätzung der Erntemenge beeinflusst Preisdiskussionen

Diese Diskussion hört sich zunächst sehr theoretisch an. Das ist sie jedoch ganz und gar nicht. Wenn sich die aktuellen, eher pessimistischen Einschätzungen bewahrheiten, dann sind Kartoffeln wohl noch deutlich knapper als erwartet. Und das wiederum würde für die Erzeugerpreise sehr gute Perspektiven eröffnen. Das gilt dann natürlich nur für die landwirtschaftlichen Betriebe, die tatsächlich eine passable Ernte mit guten Qualitäten eingefahren haben und die diese in den nächsten Monaten gut lagern können. Meist werden dies die professionellen, eher größeren Kartoffelanbauer sein, die ihre Flächen beregnen konnten, die hierfür den richtigen Zeitpunkt getroffen haben und die nach einer schonenden Ernte ihre Kartoffeln in modernen Kartoffellagern eingelagert haben.

Frühkartoffelernte zufriedenstellend

Die Einschätzung des BMEL zur Frühkartoffelernte trifft die Situation sehr gut: „Die Frühkartoffelernte, die bereits Ende Mai begann und am 10. August endete, war in vielen Regionen noch zufriedenstellend. Nach überwiegend guten Pflanzbedingungen im Frühjahr reichten die Bodenwasservorräte bei den frühen Sorten vielerorts für einen guten Knollenansatz, zudem wurde nach Möglichkeit bewässert“, heißt es in der Presseinformation.

Die Kartoffel-Haupternte hat in vielen Regionen sehr gelitten

Die weitere Einschätzung des BMEL differenziert bereits nach Regionen: „Mittelfrühe und späte Sorten litten hingegen sehr unter den ununterbrochen hochsommerlichen Bedingungen. Ohne Bewässerung kam es landesweit, insbesondere im Osten, aber auch in Mittel- und Süddeutschland zu erheblichen Ertragseinbußen durch Trocken- und Hitzestress. Bewässerte Bestände litten zumindest unter der Hitze, teilweise waren auch Wasserkontingente nicht ausreichend. Allein in Schleswig-Holstein können vorrausichtlich leicht überdurchschnittliche Erträge geerntet werden.“

Bayern: Niedrigste Durchschnittserträge seit zehn Jahren?

Eine konkretere regionale Einschätzung hat bereits die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in ihrer Qualitätsvorernteschätzung vorgelegt. Demnach ist in Bayern nicht nur eine unterdurchschnittliche Ernte zu erwarten, sondern mit einem landesweiten Mittel von 358 dt/ha bei Speisekartoffeln und nur 330 dt/ha bei Veredlungskartoffeln möglicherweise sogar die niedrigsten Durchschnittserträge der letzten zehn Jahre. „Besonders stark beeinträchtigt waren die fränkischen Regierungsbezirke sowie die Oberpfalz. Südbayern konnte im Verhältnis zu Nordbayern deutlich mehr Niederschläge verzeichnen“, berichtet LfL-Mitarbeiterin Dr. Maria Linderer.


Das Wichtigste in Kürze:

✅ Wann sollen Kühe am Tag auf die Weide gelassen werden?

Wenn die Kühe am Abend nach dem Melken gefüttert werden, können Sie am morgen nach dem Melken direkt auf die Weide gelassen werden. Das führt dazu, dass die Tiere die Weide als Futterquelle nutzen und sie nicht nur als Ruhebereich und zum Ablegen nutzen.

Wie hoch soll die Grasnarbe einer Weide in den Winter gehen?

Vor dem Winter ist eine optimale Bestandshöhe von 5 cm anzustreben. Zu hohe Bestände sind anfällig gegenüber Auswinterungs- und Mäuseschäden. Bestände, die zu tief abgefressen oder gemäht wurden, haben eine schlechtere Regenerationsfähigkeit, da die oberirdisch eingelagerten Reservestoffe, die für den Wiederaustrieb im Frühjahr lebenswichtig sind, dann fehlen.


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Stand: 29.09.2022