Die Bedeutung des Rapsanbaus
Drei Jahre enttäuschende Rapserträge in Folge machen so manchen Landwirten nachdenklich, ob es sich überhaupt noch lohnt, in diesem Herbst wieder Raps anzubauen. Vor allem im Norden und Nordosten ist der Raps ein fester Bestandteil in der Fruchtfolge und bei der Überlegung für oder gegen den Raps sollten die Vorteile dieser Kultur nicht außer Acht gelassen werden. Als Blattfrucht ist der Raps wichtig für die Bodenstruktur und den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Er liefert einen nicht zu unterschätzenden Vorfruchtwert für das anschließende Getreide. Außerdem stellt der Raps auch eine wertvolle Tracht für die Bienen im Frühjahr.
Die Alternativen sind rar, Leguminosen sind zwar ebenfalls wertvoll in der Fruchtfolge, die Erträge allerdings schwankend. Da der Anbauabstand bei Leguminosen mit 5-6 Jahren ca. doppelt so hoch ist, wie beim Raps, kann auch nur ein Teil der Rapsflächen durch Leguminosen aufgefangen werden. Den Rapsanbau zugunsten von noch mehr Getreide zurückzufahren, wird langfristig auch in diesen Kulturen zu Ertragseinbußen führen, zumal sich Stoppelweizen aufgrund der neuen DüVo kaum noch darstellen lässt. Es führt also kaum ein Weg am Raps vorbei, im Gegenteil, Raps ist und bleibt eine bedeutende Kultur im Ackerbau! Und so stellt sich die Frage, wie der Grundstein für einen erfolgreichen Rapsertrag im Herbst noch besser optimiert werden kann.
Die schlechten Rapserträge der letzten Jahre haben verschiedene Ursachen. Eine mangelnde Wurzelentwicklung aufgrund nasser Wintermonate oder zunehmender Krankheitsdruck durch Kohlhernie und Verticillium bedingt durch enge Fruchtfolgen. Außerdem macht der starke Insektendruck durch den Wegfall der insektiziden Beizen sowie witterungsbedingte Schäden durch Frost in der Blüte zu schaffen. Die verschiedenen Ursachen und die Vorsommertrockenheit bilden komplexe Hintergründe für die geringen Erträge. Die Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes gerade im Bereich der Insekten werden immer weiter eingeschränkt. Ackerbauliche Maßnahmen ergänzt durch chemische Pflanzenschutzmittel müssen wieder mehr in Einklang gebracht werden, um dem Raps einen guten Start in den Herbst zu geben.
Die Kohlfliege legt ihre Eier in die Nähe der Rapswurzeln ab, die Larven können Fraßschäden an den Wurzeln verursachen, die im Extremfall zum Totalverlust von Pflanzen führen können. Der Schädling bevorzugt leichtere, warme Standorte zur Eiablage. Auf Flächen, wo Kohlfliegen zu erwarten sind, sollte die Aussaat deshalb nicht zu früh erfolgen. Ein feinkrümeliges Saatbett und wenig Unkrautkonkurrenz helfen dem Raps, sich schnell zu etablieren und eine kräftige Wurzel auszubilden, die einen gewissen Kohlfliegenschaden kompensieren kann.
In engeren Rapsfruchtfolgen spricht auch die Gefahr der Kohlhernie gegen eine zu frühe Aussaat vor dem 20. August, denn dieser Erreger kann sich bei warmen, feuchten Bedingungen im Boden gut ausbreiten. Maßnahmen gegen Kohlhernie sind neben dem angepassten Saattermin auch z.B. eine Kalkung zum Raps, um den pH-Wert kurzfristig anzuheben, sowie die Überprüfung der Drainagen, um Staunässe zu vermeiden und für eine gute Entwässerung zu sorgen. Das Ausfallrapsmanagement ist entscheidend für die Ausbreitung von Fruchtfolgekrankheiten. Nach der Rapsernte sollten Ausfallsamen möglichst nicht in den Boden eingegraben werden.
Auch wenn der Raps als etablierte Pflanze ein starkes Kompensationsvermögen besitzt, so leidet er in der Jugendphase sehr unter Unkrautkonkurrenz. Bei der Wahl geeigneter Herbizide ist neben dem Wirkungsspektrum auch auf die Rapsverträglichkeit zu achten. Gerade bei starken Niederschlägen in der Keim- und Auflaufphase können Bodenherbizide in die Wachstumszone des Rapses eingewaschen werden und zu Auflaufverzögerungen führen. Gegebenenfalls sollte in dieser Situation auf Nachauflaufherbizide zurückgegriffen werden, bzw. Aufwandmengen und Mischungsverhältnisse einzelner Wirkstoffe angepasst werden.
Die Auswahl geeigneter Rapssorten ist immens. Es stehen für nahezu alle Aussaatbedingungen, ob Früh- oder Spätsaat, schwere oder leichte Böden, Standorte ohne oder mit Kohlherniebefall gute, ertragsstarke Sorten zur Verfügung. Am Ende der Vegetation im Herbst sollte der Raps eine ausreichende Vegetationsmasse mit 10-12 Blättern gebildet haben, eine kräftige Wurzel mit einen Wurzelhalsdurchmesser von 8-10mm und einer tief sitzenden Rosette ohne Stängelbildung für eine gute Überwinterungsleistung. Mit den geeigneten Fungiziden/Wachstumsreglern kann die Bestandesführung im Herbst zielführend unterstützt werden.
Der Raps ist aus den Fruchtfolgen nicht wegzudenken. Seine positiven Eigenschaften auf den Boden, die Umwelt und die Folgefrüchte sind bei allen Überlegungen zur Fruchtfolgegestaltung mit einzubeziehen. Der Grundstein für gute und stabile Rapserträge liegt vor allem in der Herbstentwicklung. Der Einklang von ackerbaulichen und chemischen Maßnahmen sowie ein max. Rapsanteil von 20% in der Fruchtfolge werden dem Raps auch noch langfristig einen wichtigen Stellenwert im Betrieb sichern.