Direktsaat, Mulchsaat oder Pflug – wie gelingt die Zwischenfruchtaussaat optimal?

Die optimale Aussaat von Zwischenfrüchten ist in der Arbeitsspitze der Getreideernte ist in jedem Jahr eine neue Herausforderung. Es stellt sich die Frage, welcher Aufwand für die Aussaat einer Zwischenfrucht gerechtfertigt ist und wie der jeweiligen Kultur mit möglichst geringem Aufwand ein optimaler Start geboten werden kann. myAGRAR gibt mit Blick auf die Zielsetzungen des Zwischenfruchtanbaus eine Übersicht über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Saatverfahren. 

Massige Zwischenfrucht und gute Durchwurzelung als Erfolgskriterien

Das Ziel des Zwischenfruchtanbaus ist es, einen wüchsigen Pflanzenbestand mit einer guten Durchwurzelung aufzubauen. Denn je mehr Biomasse und Wurzelmasse die Zwischenfrucht entwickelt, desto mehr Stickstoff, CO2 und weitere Nährstoffe bindet die Pflanze. Das dient dem Humusaufbau, die Bodenfruchtbarkeit und die Bodenstruktur werden verbessert und die gebundenen Nährstoffe stehen der Folgekultur zur Verfügung. Außerdem schützt ein wüchsiger Zwischenfruchtbestand durch die Bodenbedeckung und die Durchwurzelung den wertvollen Ackerboden vor Wind- und Wassererosion.

Fehlerquellen, die die optimale Bestandsentwicklung von Zwischenfrüchten stören

Entsprechend der Zielsetzung eines möglichst wüchsigen Pflanzenbestandes und einer sehr guten Durchwurzelung sind folgende Punkte als Störfaktoren für die optimale Bestandsentwicklung von Zwischenfrüchten zu sehen:

  • Ungleichmäßige Strohverteilung beim Mähdrusch
  • Zu lange Strohhäcksellänge, meist verursacht durch stumpfe Häckselmesser oder durch Einstellungsfehler wie einer zu geringen Drehzahl des Häckslers
  • Schlechte Stroheinarbeitung
  • Zu geringe Stickstoff-Versorgung bei großen Strohmengen mit der Folge einer Stickstoff-Sperre durch die N-Bindung des Strohs
  • Bodenverdichtungen durch Mähdrescher und andere schwere Erntemaschinen sowie Bodenbearbeitung bei zu feuchtem Boden
  • Falsche Ablagetiefe, die nicht der ausgewählten Zwischenfrucht und den aktuellen Bodenbedingungen angepasst wurde
  • Schlechter Bodenschluss bei unzureichender Rückverfestigung nach zu intensiver Bodenbearbeitung auf leichteren Böden
  • Zu geringe Aussaatmengen mit der Folge eines zu dünnen Bestandes
  • Ungleichmäßige Verteilung des Saatgutes durch nicht optimale Sätechnik, beispielsweise durch den Einsatz von Schneckenkornstreuern
  • Zu späte Aussaat 
  • Zu geringe Bodenfeuchtigkeit bei und nach der Aussaat

Während das Wetter bei und nach der Aussaat nicht beeinflusst werden kann, können Sie fast alle anderen Faktoren durch die jeweils fachlich richtigen ackerbaulichen Entscheidungen positiv beeinflussen.

Wann ist der richtige Aussaatzeitpunkt für die Zwischenfrucht?

Für einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau ist es wichtig, die Anbauplanung so zu steuern, dass der Zwischenfrucht auch gute Startbedingungen geschaffen werden können. Der Aussaatzeitpunkt wird durch den Erntezeitpunkt der Vorfrucht, das jeweils nötige Strohmanagement und den aktuellen Druck durch Ausfallgetreide und Unkraut bestimmt. Das bewährte Sprichwort „Ein Tag im Juli ist wie eine Woche im August, ist der ganze September“ gilt weiterhin und lässt sich sehr gut auf Zwischenfrüchte beziehen. Die Praxis hat gezeigt, dass früh gesäte Zwischenfruchtbestände deutlich mehr Biomasse bilden können als spät gesäte Bestände.

Eine frühe Aussaat verlängert die Wachstumsphase der Zwischenfrucht und ermöglicht ihr, viel Biomasse zu bilden. In der Biomasse werden wertvolle Nährstoffe, wie Stickstoff und Kohlenstoff gespeichert. Außerdem wird der Boden schnell bedeckt und vor der Sommerhitze beschützt. Auf trockeneren Standorten kann durch eine schnelle Aussaat Feuchtigkeit gespart beziehungsweise gebunden werden. So kann das noch im Boden vorhandene Wasser für die Keimung genutzt werden, anstatt unproduktiv zu verdunsten.

Bei einer normalen Aussaat wird in der Regel das Auflaufen des Ausfallgetreides abgewartet. Dann wird dieses in einem oder mehreren Arbeitsgängen mechanisch mit Grubber oder Scheibeneggen umgebrochen und so bekämpft. Grundsätzlich lassen sich die meisten Zwischenfrüchte ohne Probleme im August aussäen.

Eine späte Aussaat ab September birgt bei normalem Witterungsverlauf das Risiko, dass die Zwischenfrucht nur noch wenig Biomasse ausbilden kann. Die Vorteile, die der Zwischenfruchtanbau mit sich bringen soll, werden nicht voll ausgenutzt. Hier gilt es durch die Arten- und Sortenwahl mit Fokus auf spätsaatverträgliche Mischungen mit schnellwüchsigen Arten gegenzusteuern, damit die Zwischenfrucht auch nach einer späten Aussaat noch punkten kann.

Zwischenfrucht-Saatverfahren im Vergleich

In der Praxis werden viele verschiedene Anbauverfahren für Zwischenfrüchte eingesetzt. Von der Drillsaat nach einer wendenden Bodenbearbeitung mit dem Pflug über die Mulchsaat bis zur Direktsaat sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollten die Kosten und der Arbeitsaufwand Priorität haben, aus ackerbaulicher Sicht stehen phytosanitäre Aspekte und bei Trockenheit auch die Wassereinsparung im Fokus. Letztlich soll die Zwischenfrucht rechtzeitig und mit möglichst geringem Arbeits- und Maschinenaufwand in die Erde gebracht werden. Wichtig für den optimalen Wuchs der Zwischenfrucht ist, dass sie wenig Konkurrenz durch Ausfallgetreide und Unkräuter hat, genügend Feuchtigkeit für die Keimung und das Wachstum zur Verfügung hat und dass die optimale Durchwurzelung nicht durch Bodenverdichtungen behindert wird. 

Die schnelle Lösung: Grubbersaat von Zwischenfrüchten

Mit der Grubbersaat bietet sich eine schnelle und einfache Lösung, wenn die Fläche frei von Stroh und relativ „sauber“ ist. Dabei wird das Zwischenfruchtsaatgut nach der Ernte und gegebenenfalls einer vorangegangenen Stoppelbearbeitung mit einem Grubber oder Scheibenegge, die mit einem Pneumatikstreuer ausgestattet sind, auf dem Acker ausgebracht. Das Saatgut wird vor oder in die nachlaufende Packerwalze gegeben. 

Vorteile

  • Kein zusätzlicher Arbeitsgang für das Drillen nötig
  • Einfache Technik mit hoher Flächenleistung
  • Früher Saatzeitpunkt möglich
  • Mittlerer Erosionsschutz, abhängig von der Grubbereinstellung

Nachteile

  • Ungleichmäßige Saatgutablage
  • Dadurch und durch ein nicht optimales Saatbett ungleichmäßigerer Feldaufgang
  • Gute Strohverteilung ist Voraussetzung für akzeptables Aussaatergebnis
  • Konkurrenz mit Ausfallgetreide möglich
  • Eher für gröberes Saatgut geeignet, Feinsämereien wie Klee, Phacelia oder Ramtillkraut sind schlechter geeignet für die Grubbersaat
  • Bei Zwischenfruchtmischungen besteht das Risiko, dass das Saatgut unterschiedlich „fliegt“ und sich so entmischt

Um die Grubbersaat zu optimieren und die Aussaat von Zwischenfruchtmischungen mit unterschiedlich großen Samenkörnern zu ermöglichen, kann die Ausbringung der Saat in zwei Schritten erfolgen. Größere Samen, wie beispielsweise Ackerbohnen können mit dem Grubber ausgebracht werden. Als Ergänzung können in einem weiteren Arbeitsgang mit einer Drillmaschine Feinsämereien flach in den Boden ausgesät werden. Damit verlieren sich aber die arbeitswirtschaftlichen und kostenseitigen Vorteile.

Die saubere Lösung: Drillsaat nach Pflug

Für die Drillsaat nach dem Einsatz des Pflugs entscheiden sich Landwirte häufig bei der Aussaat der Hauptkulturen, um ein perfektes Saatbett und einen optimalen Feldaufgang zu erreichen. Im Zwischenfruchtanbau ist dies die Methode mit der aufwendigsten Bodenbearbeitung und dem höchsten Dieselverbrauch, die deshalb den Zielen des Brechens von Arbeitsspitzen und der Kostensenkung widerspricht.

Vorteile

  • Die Aussaat nach dem Pflug ist ein sicheres Verfahren, da Unkräuter und Ausfallgetreide keine Konkurrenz für die Zwischenfrucht darstellen
  • Schneller Feldaufgang durch optimales Saatbett
  • Gleichmäßige Bestandsentwicklung
  • Das Saatbett ist feinkrümelig und besonders für feines Saatgut optimal

Nachteile

  • Aufwendigstes und kostenintensivstes Verfahren
  • Erosionsgefahr durch Wind oder Starkregen
  • Suboptimal für Bodenstruktur, da eine Pflugsohle entsteht
  • Bei trockenen Verhältnissen verliert der Boden schnell die Restfeuchtigkeit, dadurch kann dem Saatgut die für die Keimung nötige Feuchtigkeit fehlen
  • Der Boden muss ausreichend rückverfestigt werden

Der mittlere Weg: Die Mulchsaat 

Bei der Mulchsaat folgt nach der Ernte in der Regel eine Stoppelbearbeitung mit beispielsweise einer Scheibenegge. Das Ausfallgetreide wird zum Keimen angeregt und durch das Mulchen bekämpft. Auch der Verzicht auf die vorangegangene Stoppelbearbeitung ist möglich. Je nachdem, ob Verdichtungen im Boden behoben werden sollen und ob die Restfeuchtigkeit im Boden geschont werden soll, wird flach bis 15 cm oder tief bis 30cm gegrubbert und direkt hinter dem Bodenbearbeitungsaggregat erfolgt die Einsaat des Saatgutes über die aufgebaute Drillmaschine.

Vorteile

  • Guter Erosionsschutz durch den Verbleib der Mulchreste auf der Oberfläche
  • Gute Saatgutablage, sofern das Strohmanagement und die optimale Maschineneinstellung gewährleistet sind
  • Gute Bestandsetablierung durch präzise Drilltechnik
  • Bearbeitungsintensität lässt sich an Bodenzustand anpassen
  • Schon aufgelaufenes Ausfallgetreide wird gleich mit eingearbeitet

Nachteile

  • Höherer Anspruch an das Strohmanagement, insbesondere an die gleichmäßige Querverteilung bei gehäckseltem Stroh
  • Je nach Bodenbearbeitungsintensität können Kosten und Zeitaufwand steigen

Der minimale Weg: Die Direktsaat der Zwischenfrucht

Bei der Direktsaat wird die Zwischenfrucht direkt in den Stoppel ausgesät und dabei auf jede Art einer vorangegangenen Bodenbearbeitung verzichtet. Dieses Verfahren ist insbesondere bei einer späten Ernte interessant, wenn die Zeit fehlt, um das Ausfallgetreide auflaufen und nochmals bearbeiten zu lassen. Gleichzeitig wird durch den nur minimalen Eingriff in den Boden die Verdunstung der Restfeuchtigkeit minimiert. Gerade wenn die Direktsaat unmittelbar nach dem Dreschen erfolgt, kann der Zwischenfrucht so oft ein Wachstumsvorsprung gegenüber dem Ausfallgetreide und dem Unkraut geboten werden.

Vorteile

  • Geringer Zeitaufwand
  • Frühe Saatzeit der Zwischenfrucht möglich, dadurch lange Vegetationszeit
  • Bei Spätsaat wird im Gegensatz zu anderen Methoden Zeit gespart
  • Keine zusätzlichen Kosten für eine vorherige Bodenbearbeitung
  • Hoher Erosionsschutz
  • Bodenstruktur bleibt erhalten
  • Saatgutablage mit geeigneter Technik gut steuerbar

Nachteile

  • Spezielle Direktsaattechnik erforderlich
  • Wenn Stroh sich im Saatschlitz befindet oder gar staut, leidet die Ablagequalität
  • Gute Strohverteilung beim Häckseln erforderlich
  • Keine Lockerung von Bodenverdichtungen
  • Phytosanitäre Nachteile durch fehlende oder geringe Bekämpfung von Ausfallgetreide

Fazit: Arbeitswirtschaft und Bedingungen vor Ort sind entscheidend

Als Landwirt stehen Sie vor der Qual der Wahl, die jeweils passende Aussaatmethode für ihre Zwischenfruchtkulturen auszuwählen. Unser Tipp: Entscheiden Sie mit Blick auf die aktuellen Bedingungen vor Ort. Wählen Sie das Verfahren, dass Sie organisatorisch zügig umsetzen können. Allein der Zeitvorsprung sorgt für eine Verbesserung der Startbedingungen für die Zwischenfrucht.

Bei der Wahl der Bodenbearbeitungsintensität gilt der Grundsatz: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Verdichtungen stören die Wurzelentwicklung der Zwischenfrucht. Dann können die Pflanzen Nährstoffe und Wasser aus tieferen Bodenschichten schlechter erreichen. Achten Sie auf die wasserschonende Bearbeitung. Mehr dazu erfahren Sie im unten verlinkten Beitrag.

Unsere Zwischenfrüchte im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze:

✅ Wann sollten Zwischenfrüchte ausgesät werden?

Eine Zwischenfrucht wird nach der Ernte der Hauptfrucht im Sommer ausgesät. Nach einer frühen Getreideernte kann eine Zwischenfrucht bereits im Juli ausgesät werden. Der Großteil der Zwischenfrüchte wird im August gedrillt und vereinzelt kommt es zu Spätsaaten im September. Je früher die Zwischenfrucht ausgesät wird, desto länger ist die Wachstumsphase und desto mehr Biomasse kann gebildet werden.

✅ Wie säe ich eine Zwischenfrucht richtig aus?

Die Aussaatmethode für Zwischenfrüchte sollte durch die jeweiligen aktuellen Bedingungen auf dem Acker nach der Ernte bestimmt werden. Damit die Zwischenfrucht optimal wachsen kann braucht sie Feuchtigkeit und Verdichtungen sowie Strohmatten sollten vor oder bei der Aussaat beseitigt werden. Bei der Bearbeitungsintensität vor der Zwischenfruchtaussaat gilt „So wenig wie möglich und so viel wie nötig“.

✅ Was ist die richtige Ablagetiefe für Zwischenfrucht?

Die Ablagetiefe der Zwischenfrucht wird durch die in der Saatgutmischung enthaltenen Komponenten bestimmt. Große Samen können tiefer abgelegt werden als Feinsämereien. Um die richtige Ablagetiefe auszuwählen beachten Sie die Herstellerangaben. In Drillmaschinen mit zwei Saattanks können im Optimalfall die großen Samen und die kleinen Samen getrennt auf unterschiedlicher Tiefe abgelegt werden.


Weiterer Fachbeitrag zum Thema:

Anbauplanung: Verbrauchen Zwischenfrüchte zu viel Wasser?

Die Vorteile des Zwischenfruchtanbaus liegen auf der Hand: die Verbesserung der Bodenstruktur, eine erhöhte Nährstoffeffizienz, die Unterdrückung von Unkräutern und der Erosionsschutz können auf der Haben-Seite verbucht werden. Doch besonders in trockenen Jahren befürchten ...

Stand: 13.07.2023