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Weidetipp: Die Herbstweide richtig nutzen

Die langen Sommertage werden immer kürzer, das Wetter wird wechselhaft – der Herbst beginnt. Auf vielen Milchviehbetriebe mit Boxenlaufstall werden die Kühe über die Sommermonate und bis in den Herbst hinein auf hofnahe Weideflächen gelassen. Ein weiteres beliebtes System ist es, die trockenstehenden Kühe, die nicht gemolken werden müssen, auf die Weide zu stellen. Grundsätzlich gilt es, die Fütterung der Tiere jederzeit optimal an ihren Nährstoff- und Energiebedarf anzupassen. MyAGRAR gibt Hinweise was bei der Nutzung der Herbstweide, deren Grasnarbe im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr so kraftvoll ist, zu beachten ist und wie die richtige Nährstoffversorgung aus Grundfutter und Mineralfutter erzielt werden kann.

Vorteile der Weidehaltung

Die Haltung von Kühen auf der Weide hat viele Vorteile. Die Gesundheit der Fundamente wird gefördert, da das Gehen auf der Weide gut für die Klauen, Gelenke und Beine ist. Außerdem wird das natürliche Liegeverhalten gefördert, da sich die Tiere jederzeit ablegen können, wo und wie sie wollen. Auch für die Außenwirkung des Betriebes in Richtung der Bevölkerung haben die Kühe auf der Weide eine positive Wirkung.

Gefahr von Narbenschäden bei Beweidung im Herbst ist groß

Im Herbst sinken die Temperaturen und die Niederschläge nehmen zu. Die Bodenfeuchtigkeit steigt und damit steigt insbesondere nach starken Regenfällen die Gefahr von Narbenschäden bei der Beweidung. Wichtig ist es zudem, auf die Intensität der Beweidung zu achten. Besonders Horstgräser oder Weißklee dürfen vor dem Winter von den Kühen nicht zu tief abgefressen werden, da diese Pflanzen die für sie lebensnotwendigen Reservestoffe oberirdisch einlagern. Zu wenig Beweidung oder der Verzicht auf das Ausmähen kann nachteilig für die Grasnarbe sein: Bei zu hohen Grünlandbeständen ist die Gefahr der Auswinterung oder Mäuseschäden erhöht, wodurch es zu lückigen Beständen im Frühjahr kommen kann. Milchviehbetriebe können die Intensität der Beweidung relativ einfach über die Anzahl der Kühe pro ha steuern. Wenn beispielsweise im Frühjahr vier bis fünf Tiere pro ha gut versorgt werden können, dann sind es im Herbst auf der Kurzrasenweide eher nur ein bis zwei Kühe pro ha.

Optimale Schnitthöhe vor dem Winter erreichen

Auswinterungs- oder Mäuseschäden in zu hohen Grasbeständen sind unbedingt zu vermeiden. Daher ist es wichtig, vor dem Winter eine optimale Bestandshöhe zu erzielen. Neben der klassischen Beweidung mit melkenden Kühen, kann auch mit tragenden Rindern oder Trockenstehern nachgeweidet werden. Wenn die Flächen im Frühjahr oder Sommer überweidet wurden, ist das Gras häufig weniger schmackhaft und wird von den Kühen gemieden. Unter Umständen empfiehlt sich dann ein Herbstschnitt. Dafür kann nach dem letzten Weidegang geschleppt und im Herbst gemäht werden.

Tipp: Ziel ist ein Bestand mit einer mittleren Wuchshöhe von 5cm vor dem Winter.

Fütterung der Grasqualität anpassen

Bei der Haltung von Kühen, die im Stall leben und über die Sommermonate Zugang zu Weidefläche haben, muss im weiteren Jahresverlauf die Zufütterung im Stall der Qualität des Weideaufwuchses angepasst werden. Gras ist im Herbst strukturarm, eiweißreich, feucht und häufig mit Erde behaftet. Dieses Gras kann zu einem erhöhtem Harnstoffgehalt im Blut der Tiere führen, was dem Stoffwechsel und der Fruchtbarkeit schaden kann. Strukturarmer Weideaufwuchs mit hohem Weißkleeanteil kann schnell zu Blähungen führen. Als Ausgleich sollte strukturreiches Futter wie Heu, Struktursilage oder Futterstroh zugefüttert werden.

Energiebedarf der Tiere immer im Blick haben

Frischmelkende und Hochleistungstiere mit Tagesmilchmengen über 30 Litern haben einen sehr hohen Energiebedarf, den die Herbstweide allein nicht decken kann. Die richtige Zufütterung ist für diese Tiere besonders wichtig, um den Energie- und Nährstoffbedarf zu decken. Bei der Nutzung der Herbstweide kann die Herde möglicherweise in mehrere Leistungsgruppen eingeteilt werden, die für unterschiedlich lange Zeiten auf die Weide gelassen werden, um die Futteraufnahme gezielt zu steuern. Je nach baulichen Gegebenheiten und Gesamtherdenmanagement muss betriebsindividuell eine Strategie für die Versorgung der Tiere mit Weidegras und weiterem Futter gefunden werden.

Wann sollten Kühe auf die Herbstweide gelassen werden?

Wenn die Tiere im Stall fressen und dann gesättigt auf die Weide gehen, verschmutzen sie die Weide deutlich stärker, da sie sie als Auslauf und Ruhefläche nutzen. Empfohlen wird, dass die Tiere am Abend nach dem Melken über Nacht das Futter im Stall aufnehmen und dann nach dem Melken morgens auf die Weide gelassen werden, um die Herbstweide effektiv und ohne zu große Narbenschäden zu nutzen.

Mineralstoffversorgung von Kühen sicherstellen

Der Bedarf einer Kuh an Natrium kann über das Grundfutter in der Regel nicht gedeckt werden. Eine Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen kann zu Gesundheits- und Fruchtbarkeitsproblemen führen. Dieser Unterversorgung mit Mineralstoffen sollten Milchviehhalter vorbeugen. Die beste Lösung hierfür sind Salzlecksteine und Leckmassen, die im Stall bereitgestellt werden und an denen sich die Tiere selbst bedienen können. Zusätzlich ist die gezielte Zugabe von Viehsalz und Mineralfutter in die Ration sinnvoll. Besonders bei der Weidehaltung ist es wichtig, Mineralstoffe zuzufüttern, da Weidegras meistens keine ausreichenden Kalzium- und Magnesiumgehalte und zudem meist niedrige Zink-, Jod- und Kobaltgehalte hat.

Wichtig: Die Aufnahme von Natrium fördert den Durst, daher muss den Tieren unbedingt ausreichend Wasser zur Verfügung stehen.

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Nährstoffgehalte des Grundfutters auf jeden Fall untersuchen

Um die Futterration optimal auf den Bedarf der Tiere ausrichten zu können, müssen die Energie- und Nährstoffgehalte des Grundfutters bekannt sein. Es wird daher empfohlen, das Gras und den Mais zu beproben. Sets für die Futtermittelanalyse finden Sie im myAGRAR Onlineshop:


Das Wichtigste in Kürze:

✅ Wann sollen Kühe am Tag auf die Weide gelassen werden?

Wenn die Kühe am Abend nach dem Melken gefüttert werden, können Sie am morgen nach dem Melken direkt auf die Weide gelassen werden. Das führt dazu, dass die Tiere die Weide als Futterquelle nutzen und sie nicht nur als Ruhebereich und zum Ablegen nutzen.

Wie hoch soll die Grasnarbe einer Weide in den Winter gehen?

Vor dem Winter ist eine optimale Bestandshöhe von 5 cm anzustreben. Zu hohe Bestände sind anfällig gegenüber Auswinterungs- und Mäuseschäden. Bestände, die zu tief abgefressen oder gemäht wurden, haben eine schlechtere Regenerationsfähigkeit, da die oberirdisch eingelagerten Reservestoffe, die für den Wiederaustrieb im Frühjahr lebenswichtig sind, dann fehlen.


Grünland-Tipps: Neuansaat im Herbst sorgt für höhere Erträge

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Stand: 24.09.2022