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Silomais-Sortentrends 2022: Die ersten LSV-Ergebnisse sind da

Für die Wirtschaftlichkeit von Milchviehbetrieben spielt die Qualität des betriebseigenen Grundfutters eine essentielle Rolle. Mit qualitativ hochwertiger Maissilage lässt sich gute Milch in hohen Mengen erzeugen. Ein entscheidender Punkt, den jeder Landwirt beeinflussen kann, ist die Auswahl der passenden Maissorte. Da es mittlerweile eine Vielfalt an Silomaissorten gibt, wird der Saatgut-Markt selbst für Landwirte immer komplexer und unübersichtlicher. MyAGRAR hat jeweils die drei stärksten Silomaissorten für die meisten Bundesländer auf Grundlage der LSV-Silomais-Ergebnisse 2021 zusammengestellt: 

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Welche Silomaissorte ist die richtige für meine Flächen? Bei der Wahl der Maissorte muss auf verschiedene Aspekte geachtet werden: Welche natürlichen Klimabedingungen liegen auf den einzelnen Ackerflächen vor? Wie sehen die Standortgegebenheiten aus? Und wie verdaulich ist die Silomaissorte für meine Milchkühe, welche Leistung kann aus der Maissilage ermolken werden? 

Futterversorgung im Jahr 2021 wieder sichergestellt

Nach drei Trockenjahren und einem kühl-feuchtem Jahr 2021 mit soliden Erträgen konnte vielerorts die Futterknappheit aus den Vorjahren ausgeglichen werden. Das Jahr 2021 war besonders durch ein kühles Frühjahr geprägt, wodurch der Mais in seiner Jugendentwicklung bis zum Frühsommer Defizite hatte, die im späteren Verlauf in der Regel aufgeholt werden konnten. Durch ausreichend Niederschläge wurden in vielen Regionen Grasschnitte mit hohen Erträgen geerntet. Die Silos der Landwirte sind im Vergleich zu den Vorjahren gut gefüllt. Doch die Entwicklung der Maisbestände 2021 hat gezeigt: Sorten, die in trockenen Jahren funktioniert haben, hatten in diesem Jahr keine guten Voraussetzungen. Entscheidend ist, dass der Mais auch in Jahren mit unterschiedlicher Witterung ausreichend Erträge liefert und am Ende der Vegetation sicher genug zur Abreife kommt.

Silierreife gibt Hinweis auf passende Reifegruppe und Sorte

Das Prüfwesen der Landessortenversuche (LSV) gliedert Silomais in drei Reifegruppen. Für einen erfolgreichen Maisanbau ist es essentiell, die zum Standort passend abreifende Reifegruppe und Sorte auszuwählen. Sollte eine Sorte im Norden die durchschnittliche Silierreife beispielsweise erst im Oktober erreichen, dann sollte besser eine frühreifere Silomaissorte gewählt werden, die schon gegen Ende September Trockensubstanzgehalte von 32 % bis 35 % erreicht.

Frühe Silomaissorten

Frühe Maissorten (Reifezahl S bzw. K 170-220) blühen ein paar Tage früher als beispielsweise mittelfrühe Sorten. Dadurch wird ihnen ein längerer Zeitpunkt für die Korneinlagerung gegeben. Frühzeitiger eingekörnt und befruchtet, steht ihnen dann bei einer möglicherweise auftretenden Frühsommertrockenheit aufgrund bereits besser ausgebildeter Wurzeln mehr Wasser zur Verfügung als späteren Sorten. Dies ist ein wesentlicher Pluspunkt, da die Wasser- und Nährstoffversorgung in Stressphasen länger sichergestellt ist. In der Regel haben frühe Sorten außerdem einen stärkeren Stängel, was die Standfestigkeit und Gesundheit positiv beeinflusst. Frühe Silomais-Sorten werden gerne nach Ackergras oder Grünroggen (als Zweitfrucht) gewählt. Frühsaaten erreichen teilweise drei Wochen früher als andere Sorten den gewünschten Trockensubstanz (TS)-Gehalt, was im Herbst wertvolle Zeit sein kann, wenn bereits die Aussaat des nachfolgenden Winterweizens ansteht. Das frühe Maissortiment bietet sich für Höhenlagen sowie kalte Standorte im Norden an. Es benötigt von Mai bis September lediglich eine tägliche Durchschnittstemperatur von 14 °C bis 15 °C.

Mittelfrühe Silomaissorten

Das mittefrühe Reifesegment (Reifezahl S bzw. K 230-250) hat bundesweit die größte Bedeutung. Es stellt einen guten Mittelweg zwischen frühen und mittelspäten Silomaissorten dar. Von Mai bis September benötigen mittelfrühe Sorten eine tägliche Durchschnittstemperatur von 15 °C bis 15,5 °C.

Mittelspäte Silomaissorten

Das mittelspäte Reifesegment (Reifezahl S bzw. K 260-290) eignet sich nur für warme eher südlich gelegene Standorte mit einer hohen Temperatursumme während der Vegetationszeit. Sie haben einen täglichen Durchschnittstemperaturanspruch von 15,6 °C bis 16,4 °C von Mai bis September. Im Vergleich zum frühen oder mittelfrühen Sortiment fällt auf, dass mittelspäte Silomaissorten meist kaum höhere Erträge erzielen. Obwohl die Sorten rund zehn bis 14 Tage später geerntet werden und von wärmeren Temperaturen profitieren, weisen sie statt eines zügigen vegetativen Wachstums häufig keinen nennenswerten Ertragsvorteil gegenüber den früheren Sorten auf. Insgesamt zeigt das mittelspäte Sortiment jedoch eine gute Abreife.

Sorten-Mix

Aufgrund starker Hitze- und Dürreperioden oder besonders niedrigen Temperaturen im Frühjahr in den vergangenen Jahren, bietet sich trotz eines favorisierten Reifesegments der Sorten-Mix über den Betrieb hinweg an. Während der sensiblen Blütezeit kommt es bei Hitze oder Dürre schnell zu Mindererträgen oder Totalausfällen. Spätreife Sorten, die eine lange Wachstumsperiode brauchen, können durch ein kaltes verregnetes Frühjahr Probleme bei der Abreife bekommen. Allein aus Gründen der Risikominimierung sollte ein breites Sortiment über verschiedene Reifezahlen gewählt werden. Damit verteilen sich auch die Blühzeitpunkte über einen längeren Zeitraum.


Insgesamt sind Standort- und Jahreseffekte zu groß, um die eine perfekte Maissorte zu liefern. Nicht immer und überall ist die früheste Sorte die beste Wahl. Letztendlich muss jährlich und betriebsindividuell neu geschaut werden. Umso genauer der Landwirt vorab jedoch die gegebenen Klima- und Standortgegebenheiten kennt sowie die für ihn notwendigen Leistungskriterien definieren kann, desto besser kann das genetische Leistungspotential genutzt und eine sichere Ausreife sichergestellt werden.

Sortenempfehlung für gras- oder maisbetonte Grundfutterration in der Milchviehhaltung

Bei einer Grundfutterration von über 50 % Gras wird Maissilage mit einem hohen Energie- und Stärkegehalt als weitere Komponente empfohlen. Mais dient als energetische Ergänzung zur Grassilage. Qualitätssilomais hat als Stärkelieferant einen hohen Energiegehalt bei hoher Verdaulichkeit. Insbesondere Milchviehbetriebe mit wenig Fläche können damit das Maximum an Energie aus dem Grundfutter holen.


Neben Eigenschaften wie Kältetoleranz während der Jugendentwicklung, Trockenheitsverträglichkeit, guter Standfestigkeit und geringer Bestockungsneigung sind für eine Silomaissorte ein hoher Anteil weitgehend ausgereifter Stärke, ein hoher Ertrag an Gesamttrockenmasse, hohe Verdaulichkeit der Restpflanze sowie eine hohe Energiedichte in der Trockenmasse von Bedeutung. Blattbetonte Sorten verfügen beispielsweise über einen höheren Anteil an besser verdaulichen Zellinhaltsstoffen als stängelbetonte Sorten. Darüber hinaus ist eine sichere und gesunde Abreife ohne Fusariumbildung wichtig. Um die optimale Silierreife und Silierfähigkeit über einen längeren Zeitpunkt aufrechtzuerhalten sowie einen hohen Ertrag und hohe Futterqualität zu erzielen, sollte das Erntezeitfenster weit gesteckt werden.


Die LSV-Silomais-Ergebnisse 2021 wurden mit den Leistungsdaten der letzten sechs Jahre verrechnet. MyAGRAR hat die drei stärksten Silomaissorten für die meisten Bundesländer zusammengestellt. 

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Stand: 20.12.2021

Das Wichtigste in Kürze: 

✅Wie stehen beim Silomais die Silierreife und die Reifegruppe im Zusammenhang?

Die Silierreife gibt entscheidende Hinweise, in welchem Zeitraum eine Sorte in etwa abreift. Für Silomais sollten Trockensubstanzgehalte von 32 % bis 35 % sicher erreicht werden. Bei frühen Sorten ist dieses im September der Fall, bei mittelspäten Sorten kann dies auch erst im Oktober der Fall sein. Somit ist die Reifegruppe das wichtigste Charakteristikum einer Sorte. Das Prüfwesen der Landessortenversuche (LSV) gliedert Silomais in drei Reifegruppen (früh, mittelfrüh, mittelspät).

✅Wodurch zeichnen sich frühe Silomaissorten aus?

Frühe Maissorten (Reifezahl S bzw. K 170-220) blühen ein paar Tage früher als beispielsweise mittelfrühe Sorten. Dadurch wird ihnen ein längerer Zeitpunkt für die Korneinlagerung gegeben. Bei einer Frühsommertrockenheit kann durch die schon besser ausgebildeter Wurzeln mehr Wasser zur Verfügung stehen als bei späteren Sorten. Dies ist ein wesentlicher Pluspunkt. Frühsaaten erreichen teilweise drei Wochen früher als andere Sorten den benötigten Trockensubstanz (TS)-Gehalt und können dadurch früher geerntet werden.

✅Welche Eigenschaften haben mittelspäte Silomaissorten?

Das mittelspäte Reifesegment (Reifezahl S bzw. K 260-290) eignet sich nur für warme Standorte mit einer hohen Temperatursumme während der Vegetationszeit. Sie haben einen täglichen Durchschnittstemperaturanspruch von 15,6 °C bis 16,4 °C von Mai bis September. Die mittelspäten Silomaissorten zeigen insgesamt eine gute Abreife.

✅Wie sieht die Maissorten-Empfehlung für eine gras- oder maisbetonte Grundfutterration in der Milchviehhaltung aus?

Die Wahl der optimalen Maissorte hängt von der geplanten Futterration ab. Milchviehbetriebe mit einer grasbetonten Grundfutterration können ihr Futter energetisch mit einer Maissilage, die eine hohe Energiedichte bietet, aufwerten. Bei Futterrationen mit einem hohen Maisanteil von über 50 % sollte bei der Sortenwahl darauf geachtet werden, dass ein überdurchschnittlicher Energie- und Stärkeertrag erzielt wird.