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Obstbäume frei von Schädlingen halten

Kommt es im Obstbau zu einem Befall von Schädlingen, kann schnell die gesamte Ernte gefährdet sein. Um Schädlingsbefall zu bekämpfen und die empfindlichen Kulturen vor wirtschaftlich bedeutenden Schaderregern zu schützen, werden Insektizide eingesetzt. Die Zulassungssituation von Insektiziden im Obstbau ist trotz einer hohen Zahl an Schaderregern stark eingeschränkt. Welche Pflanzenschutzmittel sind zu empfehlen? Und wie können Landwirte bestmöglich im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes agieren? myAGRAR gibt einen Überblick.

Obstbauern sind auf Insekten angewiesen. Insbesondere die Bestäubungsarbeit der Bienen und Hummeln ist unverzichtbar. Ohne sie können aus den Blüten keine Früchte wachsen. Auch andere Nützlinge wie Marienkäfer, Ohrwürmer oder Florfliegen müssen geschützt werden, da sie Schädlingen auf natürliche Weise entgegenwirken. Wenn Schädlinge Überhand zu nehmen drohen, sollten Insektizide zum Einsatz kommen, um den Obstbestand vor weiterem Befall, Ertragsausfällen und Qualitätsverlusten zu schützen.
Wirtschaftlich bedeutende Schadinsekten müssen bekämpft werden, um Qualitätsobst erzeugen zu können. Ohne sogenannte Notfallzulassungen ist dies leider oftmals nicht mehr möglich. Die Verfügbarkeit wirksamer chemischer Pflanzenschutzmittel nimmt deutlich ab. Gleichzeitig begünstigt der Klimawandel wärmeliebende und bereits angesiedelte Schaderreger. So freuen sich beispielsweise bereits etablierte Schaderreger wie Spinnmilben, Pflaumenwickler oder Apfelwickler über zunehmend wärmere Temperaturen. Auch neue Schädlinge wie Fruchtfliegen, invasive Wanzenarten oder wärmeliebende Schildläuse breiten sich von Süden her kommend in Deutschland aus. Biologische und biotechnische Maßnahmen reichen zur Bekämpfung alleine oft nicht mehr aus.

Gezielter Pflanzenschutz

Wichtigste Aufgabe ist es den Schädlingsbefall im Sinne der Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes im Obstbau genau zu beobachten. Neben der visuellen Kontrolle eignet sich die sogenannte Klopfprobe, um einen guten Überblick über vorhandene Schädlinge und Nützlinge auf der Obstanlage zu erhalten. Damit kann überprüft werden, ob eine Pflanzenschutzmaßnahme nötig ist oder der Nützlingsbesatz hoch genug ist, um den Schädlingen auf natürliche Weise entgegenzuwirken. Gegen manche Schädlinge wie beispielsweise die Kirschfruchtfliege, die ihre Eier in die Kirschen ablegt, gibt es nur wenige Nützlinge. Wenn der Bestand erst einmal betroffen ist, ist es schwierig den Schädling wieder loszuwerden. Hier wird zur Bekämpfung zunächst mit Schutznetzen, Gelbtafeln und Boden-Vlies gearbeitet. Auch der Baumwanze, dem Apfelstecher, dem Pflaumenwickler sowie der Kirschessigfliege können nur wenige Nützlinge entgegenwirken. Fällt der Nützlingsbesatz zu gering aus oder gibt es schlichtweg nur wenige oder keine Nützlinge, die den Schädlingen auf natürliche Weise entgegenwirken können, werden gezielt Insektizide eingesetzt – zugeschnitten auf den Schädling und das Entwicklungsstadium des Obstbestandes. Der Obstbestand kann vor weiteren Schäden bis hin zu einem Totalausfall der Ernte geschützt werden. Dabei gilt stets das Prinzip: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

Teilweise zeitliche Verzögerung der Wirkung

Beim Einsatz von Insektiziden unterscheidet sich die Wirkungsweise. Handelt es sich um ein Kontaktmittel, muss der Schädling zur Abtötung direkten Kontakt mit dem Wirkstoff haben. Voraussetzung ist eine gründliche Ausbringung. Insekten wie Woll- oder Schildläuse, die über einen äußeren Schutz verfügen, können durch Kontaktmittel nicht ausreichend bekämpft werden. Sie werden besonders durch systemische Insektizide erfasst, welche in das Pflanzengewebe eindringen und anschließend über Saugen oder Fraß aufgenommen werden. Bei einer Wirkung durch Fraß müssen Käfer teilweise erst an der Knospe fressen, damit die volle Wirkung des Mittels eintritt. In diesem Fall muss mit zeitlichen Verzögerungen der Wirkung auf der Einsatzfläche gerechnet werden. Viele gängige Insektizide vereinen mehrere Wirkungsweisen.

Neun Tipps für einen wirkungsvollen Einsatz von Insektiziden im Obstbau:

  1. Beachten Sie die Bienenschutz-Auflagen des Pflanzenschutzmittels. Sie sind eingeteilt in die Klassen eins bis vier und geben Auskunft über Auflagen und Hinweise zur Bienengefährlichkeit.
  2. Die Bekämpfungsschwelle ist entscheidend für eine Behandlung. Führen Sie Behandlungen erst nach Überschreiten der Schwellenwerte durch. Verzichten Sie auf unnötige und vorbeugende Maßnahmen.
  3. Verwenden Sie immer die empfohlene Aufwandmenge.
  4. Verzichten Sie auf Formulierungshilfsstoffe. Sie können die Wirksamkeit von Insektiziden im Obstbau zum Teil erheblich reduzieren.
  5. Bringen Sie in der Obstplantage keine Mischungen von Pflanzenschutzmitteln aus, die nicht auf den Bienenschutz hin überprüft sind.
  6. Beachten Sie strikt die geltenden Auflagen zum Gewässerschutz.
  7. Beachten Sie die Wasseraufwandmenge und richten Sie die Applikationstechnik entsprechend darauf aus.
  8. Kontrollieren Sie die Windgeschwindigkeit, um keine Abdrift oder Wirkungseinschränkungen zu riskieren.
  9. Weichen Sie bei Tagestemperaturen von über 25 ° Celsius mit der Behandlung auf die frühen Morgen- oder Abendstunden aus.

Eingeschränkte Zulassungssituation

In den letzten Jahren brachen nach und nach für viele der in Deutschland im Obstbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel die Zulassung weg. Ständig steigende Anforderungen im Zulassungsverfahren führen weiterhin zu Wirkstoffverlusten. Prüfen Sie deshalb vor der Auswahl eines Mittels und vor dem Einsatz von Mitteln, die Sie noch vorrätig haben, ob die Zulassungssituation sich eventuell verändert hat. Sprechen Sie hierzu Ihren Pflanzenschutz- oder Anbauberater an.


Im myAGRAR-Shop finden Sie zugelassene Insektizide für Ihren Obstbestand:

Hier einige Beispiele in der Übersicht:

  • Mospilan SG ist ein Insektizid zur Bekämpfung von Blattläusen und der Weißen Fliege. Der Wirkstoff verteilt sich systemisch in der Pflanze und wirkt über Kontakt und Fraß. Die Formulierung als wasserlösliches Granulat (SG) begünstigt ein schnelles Eindringen des Wirkstoffs in die Pflanze. Kurz nach dem Ausbringen von Mospilan SG tritt eine Wirkung gegen saugende und beißende Insekten weitgehend wetterunabhängig ein. Mospilan SG bietet lang anhaltenden Schutz (Minimum 2 - 4 Wochen) gegen Blattläuse und ca. 7 - 10 Tage gegen die Weiße Fliege.
  • Teppeki ist ein Insektizid zur Bekämpfung von Blattläusen. Durch die sytemische Verteilung erfasst das Produkt auch versteckt sitzende Läuse. Teppeki zeichnet sich durch eine lang anhaltende Wirkung gegen Läuse bei gleichzeitiger Schonung der Nützlinge aus. Es kann wetterunabhängig eingesetzt werden und zeigt keinerlei Kreuzresistenzen zu anderen Insektiziden.
  • Coragen ist ein Insektizid zur Bekämpfung von Apfelwicklern und Schalenwickler-Arten an Kernobst. Temperaturunabhängigkeit und der Langzeitschutz zeichnen das Produkt aus. Coragen zeigt eine herausragende Wirkungssicherheit durch schnellen Fraß-Stopp und ist äußerst regenfest.
  • Bulldock Top ist ein Insektizid zur Bekämpfung von beißenden und saugenden Insekten. Im Obstbau ist es ausschließlich für Erdbeeren zugelassen und ersetzt das Produkt Hunter. Das Präparat wirkt als Kontakt- und Fraßmittel.
  • Pirimor Granulat ist ein Insektizid zur Bekämpfung von Blattläusen. Neben seiner Kontaktwirkung erfasst das Produkt auch versteckt an der Blattunterseite oder im unteren Pflanzenbereich siedelnde Läuse. Die Abtötung erfolgt sehr schnell, sodass das Produkt auch gut zur Bekämpfung von Virusvektoren geeignet ist. Pirimor Granulat ist im my-AGRAR-Shop noch bis zum 30. April 2021 erhältlich. Danach ist es nur noch in Getreidekulturen zugelassen.

Insektizide im Obstbau:

Das Wichtigste in Kürze: 

✅Warum ist der Insektizideinsatz im Obstbau oft notwendig?

Im Einsatz gegen wirtschaftlich bedeutende Schaderreger, reichen biologische und biotechnische Maßnahmen oft nicht mehr aus. Um Qualitätsobst erzeugen zu können, wird daher auf Insektizide zurückgegriffen.

✅Wie wird im Sinne der Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes im Obstbau agiert?

Im Sinne der Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes im Obstbau wird stets nach dem Prinzip „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ vorgegangen. Auf unnötige und vorbeugende Maßnahmen wird verzichtet.