Blattdünger im Herbst

Die Blattdüngung mit Mikronährstoffen im Herbst ist vor allem zur Vitalisierung der Pflanzen und Förderung der Überwinterungsleistung in vielen Regionen eine Standardmaßnahme. Der Fokus liegt dabei meist auf Bor im Raps und Mangan in der Gerste. Andere Elemente wie Kupfer, Zink oder Molybdän spielen darüber hinaus auch eine wichtige Rolle im Zusammenspiel der Nährstoffversorgung und sollten mitberücksichtigt werden. Bei der Überlegung, ob eine Blattdüngermaßnahme sinnvoll ist, ist daher auch die Kenntnis der Funktion einzelner Nährstoffe wichtig.

Mangan

Mangan ist neben der Enzymaktivierung und Beteiligung an vielen Stoffwechselvorgängen verantwortlich für die Entgiftung von freien Radikalen. Diese entstehen nicht nur bei der Photosynthese, sondern auch bei Frost. Das Zellgewebe betroffener Pflanzen wird gestört. Tritt Manganmangel bereits im Herbst auf, kann die Winterfestigkeit der Pflanzen leiden.

Selbst wenn Mangan ausreichend im Boden vorkommt, kann die Verfügbarkeit begrenzt sein. Bei hohem Sauerstoffgehalt im Boden wird das pflanzenverfügbare zweiwertige Mangan in nicht verfügbares vierwertiges Mangan umgewandelt. Bei hohem pH-Wert und trockenen, leichteren Böden ist die Mangan-Verfügbarkeit danach oft eingeschränkt. Aber auch auf schweren Böden kann das zum Problem werden, wenn beispielsweise hohe Mengen Maisstroh oder andere organische Substanz eingearbeitet werden und die Böden „puffig“ werden. Im pH-Bereich von 6,5 – 7,5 ist die Manganfestlegung besonders ausgeprägt. In diesem Bereich sind besonders die Bodenbakterien aktiv, die an der Umwandlung von Mn²+ zu Mn4+ beteiligt sind.

Zink

Neben Mangan ist auch Zink an der Entgiftung der freien Radikale beteiligt. Außerdem ist Zink wichtig für die Chlorophyllbildung und die Zellteilung. Schnell wachsende Pflanzen mit viel Blattmasse, wie beispielsweise Mais im Frühjahr, haben deshalb einen hohen Zinkbedarf. Niedrige Zinkgehalte in Pflanzen begünstigen Pilz- und Viruskrankheiten. Bei hohen pH-Werten von > 6,5 und hohem Phosphatgehalt kann die Verfügbarkeit von Zink eingeschränkt sein. Bedingt durch die geringe Beweglichkeit von Zink im Boden, ist bei hohem pH-Werten und einem noch schwach ausgebildeten Wurzelsystem die Gefahr von Zink-Mangel in der Jugendentwicklung besonders hoch.

Kupfer

Kupfer ist in der Pflanze wichtig für die Ausbildung stabiler Zellgerüste und für die Pflanzengesundheit. Kupfer ist ebenso Bestandteil vieler Enzyme, speziell auch für solche, die bei der Heilung des Pflanzengewebes nach Verletzungen gebildet werden. Auch für die Ligninbildung und „Verholzung“ des Pflanzengewebes wird Kupfer benötigt. Stark humose Böden sind oft Kupfermangelstandorte, da Kupfer durch die organische Substanz im Boden gebunden wird. Auch hohe pH-Werte schränken die Verfügbarkeit ein.

Bor

Bor ist vor allem für die Blütenausbildung und den Fruchtansatz essentiell. Aber auch bei der Wurzelentwicklung spielt Bor eine Rolle und beeinflusst als Baustein die Stabilität der Zellwände. Bor ist im Boden sehr beweglich: In leicht sauren, sorptionsschwachen Böden wird Bor leicht ausgewaschen, bei hohen pH-Werten wird Bor festgelegt. Eine Bordüngung in fester Form findet kaum statt, so dass kleine Mengen Bor über das Blatt zu unterschiedlichen Zeitpunkten nicht nur im Raps als borbedürftige Pflanze, sondern zunehmend auch im Getreide positive Wirkungen haben kann.

Molybdän

Molybdän sorgt dafür, dass bodengebundener Stickstoff von der Pflanze aufgenommen und verstoffwechselt werden kann. Molybdän ist schlecht verfügbar auf leichten und sauren Böden (an moorigen Sandböden, Hochmoorböden, gärtnerische Erden und Substrate) sowie bei Trockenheit.

Molybdän-Mangel zeigt sich vorwiegend an jüngeren Blättern, aber auch durch Chlorose der älteren Blätter. Kohlarten haben einen vergleichsweise hohen Molybdänbedarf. Bei Blumenkohl sind verkrüppelte und verdrehte Herzblätter zu beobachten (Klemmherzbildung).

Blattdüngung im Raps

Im Herbst benötigt der Raps vor allem Bor. Insgesamt hat der Raps einen Bordedarf von ca. 600 g/ha, die Aufteilung sollte in etwa 3 Gaben über die Vegetationsperiode erfolgen. Zusammen mit Mangan im Herbst ist Bor förderlich für die Pflanzenentwicklung. Die Blattdüngung im Raps kann ab dem 4-Blatt Stadium mit einer Fungizidmaßnahme oder Gräserbekämpfung kombiniert werden. Bei der Kombination mit Insektiziden ist darauf zu achten, dass borhaltige Blattdünger den pH-Wert der Spritzbrühe anheben und damit die Wirkung der Insektizide beeinträchtigen kann. Zu empfehlen ist ein Abpuffern des pH-Wertes auf ca. 5,8.

Mehrnährstoffdünger Zusammensetzung
1,5 – 2,0 kg/ha ATR Raps Starter 70 g/kg N, 40g B, 20g Cu, 3 gMo, 46g Mn, 68g Zn, 88g MgO
1,5 – 2,0 l/ha Yara Vita Raps Pro flüssig 69 g/l N, 125g CaO, 60g B, 4g Mo, 70g Mn, 118g MgO

 

Bor Zusammensetzung
1,5 – 2,0 l/ha BoLa 150 g/l B, 7,5 g Mo
1,5 – 2,0 l/ha Bor flüssig 150 g/l B
1,5 – 2,0 kg/ha Mycrobor DF 18% wasserlöslicher Bor

 

Förderung Wurzelwachstum Zusammensetzung
2,0 - 3,0 kg/ha ATR Phosphor Aktiv 100 g/kg N, 500g P2O5, 100g K2O
1,5 – 2,0 kg/ha Yara Vita Kombiphos 440 g/kg P2O5, 75g K2O, 67g MgO, 10g Mn, 5g Zn

 

Blattdüngung im Getreide

Getreide beginnt im 2-3 Blatt-Stadium mit der Umstellung von der Ernährung aus dem Korn auf Bodenernährung. Die Wurzeln sind jedoch zu diesem Zeitpunkt noch schlecht ausgebildet. Diese Phase kann für eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen kritisch sein, vor allem wenn Spurennährstoffe durch zu hohe pH-Werte, Trockenheit usw. festgelegt sind. Im Getreide sind im Herbst, anders als beim Raps, keine Fungizide zur Gesunderhaltung der Pflanzen zugelassen. Somit kommt der ausgewogenen Ernährung der Pflanzen mit Spurennährstoffen, die einen positiven Einfluss auf die Blattgesundheit haben, gerade im Herbst eine besondere Bedeutung zu. Vor allem Mangan, Kupfer und Zink spielen eine wichtige Rolle. Der günstigste Einsatztermin im Getreide liegt im 3-4 Blatt-Stadium. Vor allem Mangan kann im Herbst in höheren Dosierungen einen positiven Beitrag zur Überwinterungsleistung beitragen und sollte daher auch zu den Mehrnährstoffdüngern zusätzlich ergänzt werden.

Bei akutem Nährstoffmangel haben sich zur schnellen Hilfe Einzelnährstoffe in höheren Dosierungen bewährt. Für die ausgewogene Blattdüngung stehen eine Reihe von Mehrnährstoffdüngern zur Verfügung, deren Zusammensetzung meist auf die Anforderungen der Pflanzen zugeschnitten sind.

Mehrnährstoffdünger Zusammensetzung
1,5 – 2,0 l/ha ATR Getreide Starter 27g Cu, 95g Mn, 95g Zn
1,0 – 1,5 l/ha Yara Vita Getreide Plus 64g N, 250g MgO, 50g Cu, 150g Mn, 80g Zn, 3 g/l B

 

Mangan Zusammensetzung
0,5 kg/ha Mangansulfat 31% Mn
1,0 l/ha SUPREMO L 150 Mn + S 150 g Mn, 241 g/l SO3

 

Stand: 2020

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